Erschienen in:
09.11.2017 | Psychoonkologie | Originalien und Übersichten
Psychoonkologische Versorgung im ländlichen Raum
Ergebnisse einer Querschnittsbefragung zur Inanspruchnahme ambulanter Unterstützungsangebote
verfasst von:
Dr. med. Markus W. Haun, B.Sc., Dr. sc. hum., Dipl.-Psych. Halina Sklenarova, Dr. med. Verena Zimmermann-Schlegel, Prof. Dr. med. Wolfgang Herzog, Dipl.-Psych. Mechthild Hartmann
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Psychosoziale Belastung und unerfüllter Unterstützungsbedarf sind bei Krebserkrankungen häufig. Speziell für ländliche Gebiete Deutschlands fehlen dazu jedoch belastbare Angaben. Unklar ist auch, inwieweit Bewohner dieser Gebiete ambulante psychoonkologische Angebote nutzen.
Ziel der Arbeit
Bestimmung der Häufigkeit von psychosozialer Belastung, Unterstützungsbedarf sowie Inanspruchnahme ambulanter Unterstützung bei Krebspatienten in dünnbesiedelten ländlichen Regionen.
Material und Methoden
Prospektive Querschnittsstudie mit 229 Krebspatienten (Dickdarm, Brust, Prostata) aus dünnbesiedelten ländlichen Regionen. Mittels Screening-Fragen (NCCN Distress-Thermometer, PHQ-2, GAD-2) wurden Hinweise auf erhöhte psychosoziale Belastung sowie Inanspruchnahme professioneller psychosozialer Unterstützung erhoben. Die statistische Analyse erfolgte deskriptiv und multivariat.
Ergebnisse
Mehr als ein Drittel aller Krebspatienten (39,3 %) in ländlichen Gebieten zeigte Hinweise auf eine mögliche klinische Belastung. Allerdings nutzten nur 15,6 % der belasteten Betroffenen ambulante psychosoziale Angebote. Am häufigsten wurden ärztliche oder psychologische Behandler (v. a. Fachärzte für Psychosomatische Medizin oder Psychologische Psychotherapeuten) konsultiert. Informationsdefizite bei Patienten und Primärversorgern sowie dispositionelle Aspekte stellten die wichtigsten Gründe für ausbleibende Inanspruchnahme dar.
Diskussion
Die Arbeit liefert erste Daten zur psychoonkologischen Versorgung im ländlichen Raum in Deutschland und lässt auf strukturelle und individuelle Barrieren schließen. Einschränkend ist festzuhalten, dass nur der strukturelle Versorgungsgrad und sonst keine weiteren Spezifika sozialräumlicher Deprivation der jeweiligen Wohnregion berücksichtigt wurden.