Erschienen in:
01.03.2014 | Originalien
Strumachirurgie in Deutschland
Weniger Operationen, geänderte Resektionsstrategien, weniger Komplikationen
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Vor dem Hintergrund der seit Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen in einigen Bereichen gestiegenen Operationszahlen hat die große Zahl von Schilddrüsenoperationen wegen benigner Strumae in Deutschland eine kritische Diskussion über die Indikationsstellung zur Operation und die Qualität der Schilddrüsenchirurgie ausgelöst.
Material und Methoden
Zur quantitativen Analyse der von 2005 bis 2011 wegen benigner Strumae durchgeführten Schilddrüsenoperationen wurden die vom Statistischen Bundesamt kalkulierten bundesweiten Fallzahlen für Hemithyreoidektomien, andere partielle Schilddrüsenresektionen, Thyreoidektomien und Schilddrüsenoperationen durch Sternotomie herangezogen. Die Raten permanenter Hypokalzämien und permanenter Stimmlippenparesen wurden auf Grundlage der multizentrischen prospektiven Evaluationsstudien PETS 1 (1998−2001) und PETS 2 (2010−2013) kalkuliert.
Ergebnisse
Im Zeitraum 2005−2011 verringerte sich die Zahl der wegen benigner Strumae durchgeführten Schilddrüsenoperationen um 8 %. Die altersstandardisierten Operationsraten sanken um 6 % (Männer), bzw. 11 % (Frauen). Der Anteil der Hemithyreoidektomien und totalen Thyreoidektomien nahm nominal um 65 % bzw. 113% (Männer), und um 42 % bzw. 97% (Frauen) zu, der Anteil partieller bzw. subtotaler Resektionen um 59 % (Männer) bzw. 64 % (Frauen) ab. Unter Einschluss der geänderten Resektionsstrategien kam es zu einer Abnahme der approximierten Gesamtkomplikationsraten von 2,98 auf 0,83 % beim permanenten Hypoparathyreoidismus und von 1,06 auf 0,86 % bei permanenten Stimmlippenparesen. Beide Komplikationen waren trotz insgesamt rückläufiger Tendenz nach totaler Thyreoidektomie weiterhin häufiger als nach subtotaler Resektion.
Schlussfolgerung
Die Anzahl der wegen benigner Schilddrüsenerkrankungen in Deutschland durchgeführten Operationen nahm von 2005 bis 2011 deutlich ab. Trotz geänderter Resektionsstrategie mit Abnahme subtotaler und Zunahme totaler Thyreoidektomien ist in Deutschland eine Abnahme der Gesamtlast an permanenten Hypokalzämien und Stimmlippenparesen zu verzeichnen. Die Komplikationsraten der totalen Thyreoidektomie sind jedoch noch immer höher als nach subtotaler Resektion. Ein individualisiertes, risikoorientiertes Resektionskonzept erscheint daher vorteilhaft.