Einleitung
Was ist Patient Blood Management?
Region | Patienten | Maßnahmen/Ergebnisse | Fazit | Publikation |
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Präoperatives Anämiemanagement
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Weltweit (211 Zentren) |
N = 227.245 elektive Chirurgie (außer Herzchirurgie) | Präoperative Anämie 30,4 %: Risiko für 30-Tage-Sterblichkeit – Keine Anämie 0,8 % – Milde Anämie 3,5 % – Mittlere/Schwere Anämie 10,2 % | Anämie vor elektiven Operationen erhöht Sterblichkeit um Faktor 5–13 | Musallam et al. [5] |
Westaustralien (Adelaide) |
N = 72 Viszeralchirurgie | Eisen i. v. 8 d vor OP: – Reduktion transfundierte Pat. von 31 % auf 12 % – Reduktion KH-VWD von 9 d auf 6 d | Reduktion transfundierte Pat. (62 %), KH-VWD (34 %) | Froessler et al. [6] |
Westaustralien (Tasmanien) |
N = 201 Hochrisiko-OPs | Eisen i. v. 1 d nach OP: – Reduktion transfundierte Pat. von 6 % auf 1 % – Reduktion KH-VWD von 12 d auf 8 d – Reduktion Infektionen von 14 % auf 2 % | Reduktion transfundierte Pat. (80 %), KH-VWD (30 %), Infektionen (85 %) | Khalafallah et al. [7] |
Blutung/ Prävention der Krankenhaus-erworbenen Anämie
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Deutschland (Frankfurt) |
N = 100 Herzchirurgie | Algorithmus-gestütztes Gerinnungsmanagement: – Reduktion transfundierte Pat. von 98 % auf 84 % – Reduktion EK-Transfusionen von 5 auf 3 EK/Pat. – Reduktion Komplikationen von 38 % auf 8 % – Reduktion 6‑Monats-Sterblichkeit von 20 % auf 4 % | Reduktion Transfusionen/Pat. (40 %), Komplikationen (80 %), Sterblichkeit (80 %) | Weber et al. [8] |
Weltweit (47 Studien) |
N = 4141 Chirurgie | Maschinelle Autotransfusion: – Reduktion transfundierte Pat. um 39 % – Reduktion Infektionen um 28 % – Reduktion KH-VWD um 2,3 d | Reduktion transfundierte Pat. (39 %), Infektionen (28 %), KH-VWD (−2,3 d) | Meybohm et al. [9] |
Transfusion
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USA/Kanada (47 Zentren) |
N = 2016 Hüftfraktur | Restriktive (Hb 8 g/dl) vs. liberale (10 g/dl) EK-Transfusionen: – Reduktion transfundierte Pat. von 97 % auf 41 % – Kein Vorteil durch mehr EKs bei Mobilisierbarkeit | Reduktion transfundierte Pat. (58 %) | Carson et al. [10] |
Großbritannien (17 Zentren) |
N = 2003 Herzchirurgie | Restriktive (Hb 7,5 g/dl) vs. liberale (9 g/dl) EK-Transfusionen: – Reduktion transfundierte Pat. von 92 % auf 53 % – Kein Überlebensvorteil durch mehr EKs nach 30 d (aber nach 90 d: Anstieg von 2,6 auf 4,2 %) | Reduktion transfundierte Pat. (43 %) | Murphy et al. [11] |
Multimodales PBM
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Schweiz (Zürich) |
N = 8871 Orthopädie | Multimodales PBM (Fokus auf präop. Anämietherapie): – Reduktion Anämie von 18 % auf 13 % (Hüft-OP)/von 16 % auf 8 % (Knie-OP) – Reduktion transfundierte Pat. von 22 % auf 16 % (Hüft-OP)/von 19 % auf 5 % (Knie-OP)/von 19 % auf 9 % (Wirbelsäulen-OP) | Reduktion Anämie (27–50 %), transfundierte Pat. (28–74 %) | Theusinger et al. [12] |
USA (Bangor) |
N = 2662 Herzchirurgie | Multimodales PBM: – Reduktion transfundierte Pat. von 39 % auf 21 % – Reduktion akutes Nierenversagen von 7,6 % auf 5 % – Reduktion KH-VWD von 10 d auf 8 d Kosteneinsparungen von $ 3000/Patient | Reduktion transfundierte Pat. (47 %), Nierenversagen (35 %), KH-VWD (20 %), Kosten (9 %) | Gross et al. [13] |
Deutschland (Frankfurt, Bonn, Münster, Kiel) |
N = 129.719 Chirurgie | Multimodales PBM: – Reduktion transfundierte Pat. von 17,2 % auf 15,2 % – Reduktion EK-Transfusionen von 1,2 auf 1,0 EKs pro Patient – Erstmalig Bestätigung der Sicherheit von PBM | Reduktion transfundierte Pat. (13 %), Transfusionen/Pat. (17 %). Bestätigung der Sicherheit von PBM | Meybohm et al. [14] |
Australien (4 Zentren) |
N = 605.046 Chirurgie/Innere Medizin | Multimodales PBM: – Reduktion EK-Transfusion RR 0,59 (0,58–0,60) – Reduktion der präop. Anämie von 21 % auf 14 % – Reduktion KH-VWD IR 0,85 (0,84–0,87) – Reduktion Infektionen OR 0,79 (0,73–0,86) – Reduktion Sterblichkeit OR 0,72 (0,67–0,77) – Kosteneinsparungen von 7–30 Mio. Australische Dollar/Jahr | Reduktion transfundierte Pat. (41 %), präop. Anämie (33 %), KH-VWD (15 %), Infektionen (21 %), Sterblichkeit (28 %), Kosten (41 %) | Leahy et al. [15] |
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Prävention und Management einer Anämie,
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Prävention und/oder Optimierung einer Koagulopathie,
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Einsatz umfassender interdisziplinärer Maßnahmen zur Vermeidung und/oder Reduktion unnötiger Blutverluste, und
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eine patientenzentrierte Entscheidungsfindung zum optimalen Einsatz allogener Blutprodukte.
Die drei unabhängigen Risiken
1. Risiko: Anämie
2. Risiko: Blutverlust
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Reduktion der Anzahl der Blutentnahmen auf das notwendige Minimum,
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Verwendung von Blutentnahmeröhrchen mit dem kleinsten für die Analyse ausreichenden Volumen (z. B. Nutzung kleinerer Monovettengrößen bzw. geringere Füllung der Monovetten),
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Vermeiden des „Verwerfens“ verdünnter Blutreste in Entnahmespritzen durch geschlossene Blutentnahme-Systeme.
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standardisierte präoperative Prozeduren, die potenzielle Gerinnungsstörungen definieren (z. B. Fragebögen zur Gerinnungsanamnese, Standard Operating Procedures für das periinterventionelle Vorgehen bei Einnahme von Antikoagulanzien und/oder Thrombozytenaggregationshemmern),
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Einhalten bzw. konsequente Korrektur physiologischer Rahmenbedingungen der Hämostase (z. B. Körpertemperatur, ionisiertes Kalzium, pH-Wert),
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Antagonisierung antikoagulatorischer Medikamentenwirkungen,
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Einsatz bettseitig verfügbarer Gerinnungsdiagnostik (inkl. Hämotherapiealgorithmen),
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zielgerichtetes Gerinnungsmanagement (mit Verwendung von Gerinnungsfaktorkonzentraten),
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die kalkulierte Verwendung von Antifibrinolytika oder Desmopressin unter Berücksichtigung der medizinischen Möglichkeiten.