Erschienen in:
30.09.2019 | Rektusdiastase | Übersichten
Prinzipien und Parallelen der Prävention und Reparation parastomaler Hernien mit Netzen
verfasst von:
PD Dr. G. Köhler, MSc.
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Die hohe Inzidenz parastomaler Hernien (PSH) von bis zu 80 % bei endständigen Stomaträgern und die breite Palette an Beschwerden und Komplikationen mit hohen Raten an Notoperationen aufgrund von Inkarzerationen (ca. 15 %) beweisen die klinische Relevanz der PSH-Prävention bereits bei Stomaanlage bzw. die großzügigere Indikationsstellung zur elektiven Korrektur einer manifesten PSH. Ziel dieser Arbeit ist es, die verfügbare Evidenz zur PSH-Reparation und Prävention zusammenfassend zu bewerten. Eingeschnittene Netzimplantate in unterschiedlichen Schichten der Bauchwand (Sublay, Onlay und Keyhole) weisen in der Korrektur einer manifesten PSH keine guten Ergebnisse auf. Stomalateralisationen mit flachen Netzen (Sandwich und Sugarbaker) oder 3‑D-tunnelförmige Implantate zur Abdeckung der Stomarandbereiche liefern bessere Resultate. Die PSH-Prävention mit Netzen lässt sich, basierend auf der verfügbaren Datenlage mit 10 randomisiert kontrollierten Studien, Metaanalysen, einem Cochrane-Review und den Leitlinien der Europäischen Herniengesellschaft (EHS), gesamt gesehen als effektiv bewerten, wobei jedoch auch einzelne Studien ohne Effektivitätsnachweis der PSH-Prävention mit Netz existieren. Die teilweise heterogene Datenlage dürfte in der unterschiedlichen operativen Methodenwahl mit verschiedenen Netzimplantaten in verschiedenen Schichten der Bauchwand begründet sein. Die perioperativen Komplikationen zeigten in allen verfügbaren Arbeiten unabhängig von der Art der Prävention und dem verwendeten Netzmaterial keine Erhöhung im Vergleich mit den herkömmlichen Stomaanlagen. Trotz der positiven Datenlage spielt die PSH-Prävention in der täglichen Praxis eine untergeordnete Rolle, was mit Unsicherheiten der geeigneten operativen Methodik, dem zeitlichen Mehraufwand am Ende einer anspruchsvollen Operation, der Aversion gegen Fremdmaterialeinbringung in den kontaminierten Situs und der fehlenden Remuneration präventiver operativer Leistungen zu tun hat. Um geeignete Techniken zur PSH-Prävention filtern zu können, wird es zielführender sein, in Zukunft differente Methoden der PSH-Prävention komparativ zu untersuchen, als eine bestimmte Form der Prävention mit der herkömmlichen Stomaanlage zu vergleichen.