Erschienen in:
01.02.2010 | Leitthema
Zur Problematik der Simulation und Aggravation in der HNO-ärztlichen Begutachtung
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. M. Streppel, T. Brusis
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 2/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Auswirkungen einer fehlerhaften audiologischen Begutachtung im Rahmen der Bewertung einer Lärmschwerhörigkeit der Nr. 2301 nach der Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) können erheblich sein. Anhand eines Fallbeispiels werden diese verdeutlicht. Ursachen der fehlerhaften Begutachtungen sind häufig unzureichende Untersuchungsbedingungen oder Simulation und Aggravation des zu Begutachtenden. Zu diesem Thema werden die Ergebnisse einer Studie vorgestellt.
Patienten und Methoden
Im Rahmen der psychoakustischen Untersuchungen wurden 61 audiologisch zu Begutachtende insgesamt 4 Kategorien (Kategorie 0: kein Simulations- und Aggravationsverhalten bis Kategorie III: schweres Simulations- und Aggravationsverhalten, bei dem Hörschwellen nur mit objektiven Methoden zu erzielen sind) zugeteilt. Häufigkeit, Ausprägung und sozioökonomische Einflussfaktoren wurden evaluiert.
Ergebnisse
Es zeigten 26 der 61 zu Begutachtenden kein Simulations- oder Aggravationsverhalten. Somit wurden bei 35 der 61 zu Begutachtenden Simulations- oder Aggravationsverhalten unterschiedlicher Ausprägung (Kategorie I–III) festgestellt. Die Tendenz zur Simulation oder Aggravation steigt mit der Anzahl der Vorgutachten, der Schulbildung und dem Alter.
Schlussfolgerung
Simulation oder Aggravation ist häufiger als angenommen. Die Auswirkungen im Sinne eines volkswirtschaftlichen Schadens dürften erheblich sein. Um die Zuverlässigkeit der psychoakustischen Messwerte zu dokumentieren, wird die Verwendung eines einheitlichen Schemas zur Kategorisierung dringend empfohlen.