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Erschienen in: HNO 12/2015

01.12.2015 | Originalien

Hörgeräteversorgung

Folgen der Festbetragsverdoppelung auf Compliance, Ergebnisqualität und Zuzahlungen

verfasst von: B. Braun, A. Dietrich, B. Akcicek, B. Wollenberg, R. Schönweiler, Dr. J. Löhler, MAAA

Erschienen in: HNO | Ausgabe 12/2015

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Zusammenfassung

Hintergrund

Diese Studie untersucht den Einfluss der Festbetragsverdoppelung bei der Hörgeräteversorgung durch die gesetzlichen Krankenkassen auf die Höhe der Zuzahlungen, die Compliance, den Nutzen und die Zufriedenheit für die Patienten.

Methoden

Im April 2014 wurden 859 Versicherte einer Krankenkasse (hkk), die in den 6 Monaten vor der Reform Hörgeräte erhielten, und im Oktober 2014 weitere 622 Versicherte, die in den 8 Monaten nach dem Inkrafttreten der neuen Regelungen Hörgeräte erhielten, schriftlich standardisiert zu den zeitlichen und finanziellen Umständen dieser Versorgung sowie zur Therapietreue und Ergebnisqualität befragt. Die Fragen zur Hörqualität entsprachen weitgehend denen des APHAB-Fragebogens (Abbreviated Profile of Hearing Aid Benefit).

Ergebnisse

Das Projekt zeigt zwar einen statistisch signifikanten Rückgang des Anteils der Hörgeräteträger, die überhaupt einen Eigenanteil zahlen mussten, um 6 Prozentpunkte von 80,6 % auf 74,1 %. Fast 40 % dieser Versicherten zahlten jedoch weiterhin einen Eigenanteil von 1.000 EUR und mehr. Die subjektive Hörqualität verbesserte sich durch die Reform praktisch nicht und hing statistisch fast durchweg nicht davon ab, ob ihre Träger teure Geräte mit hohen Eigenanteilen oder solche zum Festbetrag nutzten. Die Studie bestätigt schließlich ein bereits früher erkanntes Nutzungsverhalten, das durch Noncompliance geprägt ist. Zum Beispiel trugen rund 40 % aller Hörgeräteträger ihr Gerät im Alltag nicht. Dieses war abhängig von der Höhe der Zuzahlung und dem Zeitpunkt des letzten Besuchs beim Hörgeräteakustiker.

Schlussfolgerung

Drei Viertel der Patienten zahlen trotz Festbetragsverdoppelung zum Teil hohe Eigenanteile. Die subjektive Hörqualität verbessert sich durch die Festbetragsverdoppelung nicht, die Mehrheit beklagt weiterhin große Probleme beim Hören unter schwierigen Bedingungen (in Umgebungen mit Störgeräuschen oder Nachhall). Die Zufriedenheit mit der Hörqualität ist weder von der Festbetragsverdoppelung noch davon abhängig, ob Eigenanteile bezahlt wurden oder nicht. Die Compliance ließe sich möglicherweise durch eine strukturierte Nachsorge verbessern, die sowohl durch die verordnenden HNO-Ärzte sowie Phoniater und Pädaudiologen als auch die Hörgeräteakustiker geleistet werden sollte.
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Metadaten
Titel
Hörgeräteversorgung
Folgen der Festbetragsverdoppelung auf Compliance, Ergebnisqualität und Zuzahlungen
verfasst von
B. Braun
A. Dietrich
B. Akcicek
B. Wollenberg
R. Schönweiler
Dr. J. Löhler, MAAA
Publikationsdatum
01.12.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
HNO / Ausgabe 12/2015
Print ISSN: 0017-6192
Elektronische ISSN: 1433-0458
DOI
https://doi.org/10.1007/s00106-015-0081-y

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