Erschienen in:
01.11.2012 | Schwerpunkt
Burnout
Krankheit oder Symptom?
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. H.P. Kapfhammer
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 11/2012
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Zusammenfassung
Burnout ist ein arbeitspsychologisches Konzept, das die symptomatischen Auswirkungen langfristiger Anpassungsvorgänge an die Belastungen am Arbeitsplatz erfasst. Es ist keine Diagnose in den psychiatrischen Klassifikationssystemen der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) oder des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-IV-TR). In der ICD-10 wird Burnout aber als ein bedeutsamer Faktor anerkannt, der Probleme in der Lebensbewältigung abbildet, den Gesundheitszustand beeinflusst und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen kann. Burnout kann eine vorübergehende oder aber eine anhaltende Arbeitsüberlastung sein, als Risikozustand für ernste psychische und somatische Krankheiten angesehen werden oder ein integrales Symptombild psychischer und somatischer Krankheiten darstellen. Das Kardinalsymptom der Erschöpfung oder anhaltenden Müdigkeit muss in einer psychiatrischen Differenzialdiagnostik v. a. hinsichtlich depressiver, Angst- und somatoformer Störungen bewertet werden. In den meisten Fällen eines ausgeprägten Burnouts liegt eine depressive Störung vor, die als solche diagnostisch erkannt und auch konsequent psychotherapeutisch und/oder pharmakologisch behandelt werden muss. Eine ätiopathogenetische Konzeptualisierung von Burnout sollte innerhalb eines multifaktoriellen biopsychosozialen Krankheitsmodells erfolgen. Schlussfolgerungen für die ärztliche Praxis werden formuliert.