Erschienen in:
01.03.2014 | Arzneimitteltherapie
Störungen des Mineralstoffwechsels bei chronischer Nierenerkrankung
Kritische Würdigung der Arzneitherapie
verfasst von:
Prof. Dr. R. Brunkhorst
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Mineralstoffwechselstörungen im Rahmen chronischer Nierenerkrankungen stehen in engem Zusammenhang mit Gefäßverkalkung und erhöhter kardiovaskulärer Mortalität. Die Pharmakotherapie dieser komplexen Störungen wird durch eine unübersichtliche Studienlage und ein vielfältiges Angebot teils teurer Medikamente zu einer Herausforderung. Ziel dieser Übersicht soll eine leitliniengerechte, aktuelle Darstellung der Differenzialindikation der verschiedenen Therapieoptionen unter Aspekten der Wirtschaftlichkeit sein.
Datenlage
Das Serumphosphat sollte bei chronischen Nierenerkrankungen (CKD) mit einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) < 45 ml/min im Normbereich gehalten werden. Dafür werden derzeit, unter Berücksichtigung von Kostengesichtspunkten, kalziumhaltige Phosphatbinder und Mischpräparate, die Kalziumacetat und Magnesiumcarbonat enthalten, bevorzugt. Kalziumfreie Phosphatbinder sind aus dieser Sichtweise nur bei einer Neigung zur Hyperkalzämie indiziert. Es wird angeraten, bei niereninsuffizienten Patienten mit einer GFR < 45 ml/min erniedrigte Vitamin-D-Spiegel in Abhängigkeit vom Serumkalzium und -parathormon mit Calcidiol (25-Cholecalciferol) und bei Dialysepflicht mit Calcitriol (1,25-Dihydroxycholecalciferol, „aktiviertes“ Vitamin D) zu behandeln. Die Parathormonspiegel sollten im Bereich der 2- bis 9-fachen Norm gehalten werden. Dazu stehen neben den Phosphatbindern aktiviertes Vitamin D, Kalzimimetika und die Parathyreoidektomie zur Verfügung. Bei CKD im Stadium 3–5 sollte die metabolische Azidose bei Patienten, die Bicarbonatserumwerte < 22 mmol/l aufweisen, mit Natriumbicarbonat oral substituiert werden.
Schlussfolgerung
Die Störungen des Mineralstoffwechsels bei CKD bedürfen einer abgestimmten und individualisierten Pharmakotherapie, die sich an den Leitlinien orientiert. Nur so sind wirtschaftliche Verordnungen möglich.