Erschienen in:
09.05.2018 | Schilddrüsenkarzinome | Schwerpunkt: Schilddrüsenerkrankungen
Auswirkungen von Schilddrüsenfunktionsstörungen auf den Knochen
verfasst von:
E. Tsourdi, F. Lademann, Prof. Dr. H. Siggelkow, MD
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 7/2018
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Zusammenfassung
Schilddrüsenhormone (SDH) tragen wesentlich zur Skelettentwicklung in der Kindheit und zum Erhalt eines gesunden Knochens im Erwachsenenalter bei. Schilddrüsendysfunktionen können sich auf die Knochenqualität auswirken und sind mit einem erhöhten Frakturrisiko assoziiert. Eine infantile Hypothyreose beeinträchtigt das Skelettwachstum und die Knochenmineralisierung. Sie kann jedoch durch eine adäquate und rechtzeitige Substitution mit SDH therapiert werden. Dahingegen beschleunigt eine Hyperthyreose im jungen Alter die Skelettentwicklung und kann aufgrund einer vorzeitigen Fusion der Wachstumsplatten ebenfalls zu Minderwuchs führen. Eine Hypothyreose im Erwachsenenalter führt zu einem verlangsamten Knochenumsatz mit gesteigerter Mineralisierung. Eine Assoziation mit einem erhöhten Frakturrisiko ist jedoch unzureichend belegt. Im Erwachsenenalter geht ein SDH-Überschuss mit Knochenverlust und erhöhtem Knochenumsatz einher, primär bedingt durch eine gesteigerte Knochenresorption durch die Osteoklasten. Dementsprechend gehört die manifeste Hyperthyreose zu den gut etablierten Ursachen einer sekundären Osteoporose bzw. einer Fragilitätsfraktur. Eine latente Hyperthyreose wirkt sich ebenfalls negativ auf die Knochenmineraldichte (BMD) aus und ist mit Frakturen assoziiert. Bei den meisten Patienten mit manifester oder latenter Hyperthyreose führt die Wiederherstellung eines euthyreoten Schilddrüsenstatus zu einer Normalisierung der BMD. Bei postmenopausalen Frauen, die wegen eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms eine Suppression des thyreoideastimulierenden Hormons erhalten, kann jedoch eine osteoporosespezifische antiresorptive Behandlung indiziert sein. Zusammenfassend belegen zahlreiche Studien die wesentliche Bedeutung eines euthyreoten SDH-Status für das Knochenwachstum in der Kindheit und für die Knochenhomöostase im Erwachsenenalter.