Erschienen in:
09.08.2019 | Kindesmisshandlung | Leitthema
Neue Entwicklungen im medizinischen Kinderschutz
verfasst von:
F. Schwier, P. Manjgo, M. Kieslich
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Die aktuellen Entwicklungen der Kinderschutzmedizin in Deutschland werden im Hinblick auf die Arbeitsweise im Gesundheitswesen, in Weiterbildung und Forschung sowie die Qualitätssicherung, Finanzierung und Zielsetzungen dargestellt. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM) und viele andere Akteure haben entscheidend dazu beigetragen, dass sich der Kinderschutz in der Medizin in Deutschland ab Mitte bis Ende der 2000er-Jahre maßgeblich gewandelt und weiterentwickelt hat.
Material und Methode
Analyse des aktuellen Stands der kinderschutzmedizinischen Versorgung in Deutschland mit Auswertung der Umfrageergebnisse zur aktuellen Finanzierung von Kinderschutzgruppen (KSG). Darstellung berufspolitischer Veränderungen sowie aktueller Kinderschutzprojekte im Gesundheitswesen.
Ergebnisse
Seit 2008 hat sich ein Netzwerk kinderschutzmedizinischer Versorgung in Deutschland entwickelt, das u. a. aus 71 von der DGKiM akkreditierten KSG und 180 DGKiM-zertifizierten Kinderschutzmedizinern besteht. Eine Umfrage im August 2018 ergab, dass 42 (58 %) der beteiligten 72 KSG neben der stationären Versorgung auch ambulante Fälle behandeln. Von insgesamt 1790 ambulanten Fällen wurden 527 (29,4 %) in einem Jahr ohne jegliche Finanzierung versorgt. Im stationären Bereich betrug das auf dem OPS 1‑945 basierende, von 22 Kliniken verhandelte Zusatzentgelt (ZE2018-152) pro Fall zwischen 660 und 1700 €, im Mittel ca. 900 € ohne Helferkonferenz und ca. 1100 € mit Helferkonferenz und Einbeziehung des Jugendamts. Die neue, 2019 veröffentlichte Kinderschutzleitlinie der AWMF sowie die oben genannte Akkreditierung und Zertifizierung dienen der Qualitätssicherung. Von einzelnen Bundesländern (z. B. Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen) initiierte Projekte machen deutlich, wie Kinderschutzmedizin flächendeckend aufgebaut und verstetigt werden kann.
Schlussfolgerung
Die Entwicklung der letzten 10 Jahre zeigt die Professionalisierung und Etablierung der Kinderschutzmedizin in Deutschland als interdisziplinäres Querschnittsfach, das durch die 2018 verabschiedete Weiterbildungsordnung fester Bestandteil der pädiatrischen Facharztweiterbildung geworden ist. Die verstärkte Integration in Lehre, Weiterbildung, Forschung sowie die Etablierung von Finanzierungsmodellen und Versorgungsstrukturen sollen zur langfristigen Qualitäts- und Struktursicherung der Kinderschutzmedizin führen, die dem Bedarf gerecht wird und die Versorgung von Kindern und Jugendlichen nachhaltig verbessert.