Erschienen in:
01.07.2004 | Originalien
Evaluation der Kosten von polytraumatisierten Patienten insbesondere aus der Perspektive des Krankenhauses
verfasst von:
T. Schwermann, M. Grotz, M. Blanke, S. Ruchholtz, R. Lefering, J. M. Graf v.d. Schulenburg, C. Krettek, H. C. Pape, AG-Polytrauma der DGU
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2004
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Zusammenfassung
Ziel dieser Arbeit ist es, die Kosten von polytraumatisierten Patienten differenziert nach verschiedenen Merkmalen (Verletzungen, Alter), Funktionsbereichen (Schockraum, Blutbank, OP, Intensiv- und Normalstation) und Kostenarten (fixe Kosten, variable Kosten) anhand des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie auszuweisen und kostenbeeinflussende Faktoren zu bestimmen. Berücksichtigt wurden alle Patienten des Traumaregisters mit einem „Injury Severity Score“ (ISS) von mindestens 16 Punkten. Es konnten so auf Basis des Kostenalgorithmus der Ökonomiegruppe von 3702 Patienten die Kosten ermittelt werden. Die Kosten wurden anhand einer einfaktoriellen Varianzanalyse für unterschiedliche Patientengruppen verglichen, die nach Verletzungsart, Verletzungsschwere und Alter in unterschiedliche Gruppen eingeteilt wurden. Zusammenfassend wurde eine multivariate Regressionsanalyse durchgeführt, um auf den gemeinsamen Einfluss verschiedener Verletzungsmerkmale und demographischer Faktoren auf die Kosten zu kontrollieren. Der durchschnittliche ISS der Patienten liegt bei diesem Kollektiv bei 30,6 (±11,6) Punkten. Die Kosten des Krankenhauses liegen durchschnittlich bei 32.166,00 (±25.404,00) EUR. Mehr als die Hälfte der Kosten fallen dabei auf der Intensivstation und etwa 1/4 im OP-Bereich an. Durchschnittlich entfallen dabei 30,6% auf variable Kosten und 69,4% auf fixe Kosten. Die Varianzanalysen zeigen, dass die Kosten mit zunehmendem Alter und Verletzungsschwere (ISS) steigen. Die multivariate Betrachtung bestätigt diese Ergebnisse und hebt insbesondere Verletzungen im Bereich der Extremitäten als kostenintensiv hervor. Die Kosten hängen aufgrund des hohen Fixkostenanteils sehr stark von der Kapazitätsauslastung und weniger von der Liegezeit ab. Daher könnte es zukünftig notwendig werden, Traumazentren einzurichten, um die Wirtschaftlichkeit der Behandlung von polytraumatisierten Patienten zu wahren. Insgesamt sind auch bei einer starken Differenzierung nach Patientengruppen hohe Standardabweichungen in den Kosten zu beobachten, sodass die Krankenhäuser ein hohes betriebswirtschaftliches Risiko bei der Behandlung dieser tragen und somit für Polytraumapatienten ein differenzierteres Abrechnungssystem notwendig ist als das nach den G-DRG vorgesehene.