Erschienen in:
01.10.2005 | Originalien
„Damage Control Orthopedics“
verfasst von:
Prof. Dr. D. Nast-Kolb, S. Ruchholtz, C. Waydhas, B. Schmidt, G. Taeger
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2005
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Rahmen der Polytraumaversorgung wird das „Damage-control-orthopedics- (DCO-)Konzept“ weiterhin kontrovers diskutiert. Damit erhebt sich die Frage nach dem Stellenwert dieses Verfahrens.
Ergebnisse
In einem Review der Vielzahl von Publikationen werden die schweregradabhängige unfallbedingte inflammatorische Reaktion sowie deren prognostische Bedeutung für den weiteren Verlauf herausgestellt. Neben eigenen Ergebnissen zeigen weitere aktuelle Literaturberichte, dass Operationen eine additive Entzündungsreaktion verursachen und dass diese nach primären Oberschenkelmarknagelungen wesentlich stärker ausgeprägt sind als nach Fixateur-externe-Stabilisierungen. Dagegen ist die inflammatorische Reaktion nach sekundären Marknagelungen wesentlich geringer ausgeprägt als bei der primären Marknagelung. In 3 retrospektiven Kohortenstudien konnte nachgewiesen werden, dass DCO zu einer Reduzierung von Organfunktionsstörungen und zu einer verbesserten Überlebensrate führte. Gleichzeitig konnte in weiteren Untersuchungen aufgezeigt werden, dass die Wechseloperationen vom Fixateur externe auf die definitiven Stabilisierungen zu keiner erhöhten Rate an lokalen und systemischen Komplikationen führte.
Schlussfolgerung
Die Autoren der dargestellten DCO-Kollektive argumentieren, dass schwer Polytraumatisierte mit schwerem Schädel-Hirn- bzw. Thoraxtrauma, instabiler Kreislaufsituation und ausgeprägter systemischer Entzündungsreaktion durch eine primäre definitive Frakturversorgung gefährdet sind. In diesen Fällen sollte deshalb eine primäre minimal-invasive externe Frakturstabilisierung ohne additivem inflammatorischem Trauma und sekundärer definitiver Versorgung nach intensivmedizinischer Stabilisierung erfolgen.