Erschienen in:
01.07.2006 | Kasuistiken
Innere Amputation einer oberen Extremität mit zerebraler Perfusionsstörung und letalem Ausgang
verfasst von:
M. Wille, A. Bölderl, M. Blauth, B. Friesenecker
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2006
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Zusammenfassung
Unter einer inneren Amputation der oberen Extremität wird eine Ruptur des Gefäß-Nerven-Bündels des Arms sowie der die Schulter und Skapula stabilisierenden Muskeln und Bandverbindungen ohne Verletzung des Hautweichteilmantels verstanden. Diese Verletzung ist ein seltenes und schwerwiegendes Ereignis, welches meist im Rahmen eines Hochrasanztraumas und in Kombination mit weiteren, lebensbedrohlichen Verletzungen bei polytraumatisierten Patienten auftritt.
In der Literatur werden etwas uneinheitlich unterschiedliche Synonyme, wie „skapulothorakale Dissoziation“ (SD) und „closed forequarter amputation“ verwendet – erstmalig wurde die Entität der SD von Oreck et al. 1984 beschrieben. Durch Traktion an der oberen Extremität kommt es dabei zu einem Zereißen des M. pectoralis major, M. pectoralis minor, der Mm. rhomboidei, des M. levator scapulae, M. latissimus dorsi und des M. trapezius; weiterhin zu einer akromioklavikulären oder sternoklavikulären Gelenksprengung oder dislozierten Klavikulafraktur.
Von den bis heute etwas mehr als 50 beschrieben Fällen weisen 94% der Patienten eine neurologische (Plexus-) und 88% eine vaskuläre Läsion auf und entsprechen somit einer „echten“ inneren Amputation. Die Prognose dieser Verletzung wird einheitlich als schlecht beschrieben: 10% der Patienten versterben, zu 52% verbleibt eine funktionslose Extremität, und bei 21% der Fälle muss eine Frühamputation durchgeführt werden.
Die von uns beobachtete Komplikation der zerebralen Minderperfusion, welche letztendlich zum Tod führte, ist unseres Wissens noch nicht beschrieben und unterstreicht die Schwere sowie die Notwendigkeit der raschen Diagnose und richtigen Therapie dieser seltenen Verletzung.