Erschienen in:
01.01.2009 | Originalien
Validierung der Vorsichtung nach dem mSTaRT-Algorithmus
Pilotstudie zur Entwicklung einer multizentrischen Evaluation
verfasst von:
A.O. Paul, M.V. Kay, T. Huppertz, F. Mair, Y. Dierking, P. Hornburger, W. Mutschler, K.-G. Kanz
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2009
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Zusammenfassung
Einführung
Bei einem Massenanfall von Verletzten ist eine Sichtung aller Patienten durch den leitenden Notarzt in einem medizinisch sinnvollen Zeitrahmen in der Regel nicht durchführbar. Um die initiale Sortierung der Verletzten an die ersteintreffenden Rettungskräfte delegieren zu können, sind deshalb entsprechende Algorithmen notwendig. Die Sicherheit und Genauigkeit derartiger Konzepte sind jedoch nicht ausreichend validiert.
Material und Methoden
Einsatzkräfte des Rettungsdienstes führten am Unfallort prospektiv bei unfallverletzten Patienten eine Sortierung entsprechend mSTaRT (“modified simple triage and rapid treatment”) durch, in die Kategorien Rot, Gelb oder Grün (lebensbedrohlich, schwer oder leicht verletzt). Nach Aufnahme in die Notfallaufnahme bzw. in den Schockraum erfolgte eine Einteilung in Rot (kritisch verletzt), Gelb (stationär zu behandeln) und Grün (ambulant behandelbar). Als Hauptendpunkt wurden die Übereinstimmung der präklinischen und klinischen Kategorisierungen sowie die Rate an Über- bzw. Untertriage ausgewertet.
Ergebnisse
Es konnten 151 unfallverletzte Patienten in die Pilotstudie eingeschlossen werden. Nach mSTaRT wurden 62,3% der Patienten korrekt kategorisiert, 27,1% unter- und 10,6% überbewertet. In Bezug auf eine Übertriage von kritisch verletzten Patienten zeigte sich, dass diese im Vergleich zu nichtkritisch verletzten Patienten mit einer 17,3fach höheren Wahrscheinlichkeit als Rot kategorisiert wurden („positive likelihood ratio“ LR+ 17,3; 95% KI 3,8–795). Die Anwendung des Algorithmus führte allerdings bei jedem zweiten kritisch verletzten Patienten zu einer Untertriage. In diesen Fällen bestanden klinisch relevante Schädelblutungen und -frakturen, die wegen der initial fehlenden Symptomatik durch den Algorithmus nicht erkannt werden konnten. Kritisch verletzte Patienten wurden deshalb im Vergleich zu nichtkritsch verletzten Patienten mit einer 0,51fach geringeren Wahrscheinlichkeit als Gelb eingestuft („negative likelihood ratio” LR- 0,51; 95% KI 0,22–0,83).
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass bei Anwendung des mSTaRT-Algorithmus nur mit einer geringen Übertriage zu rechnen ist. Lebensbedrohlich bzw. kritisch verletzte Patienten werden gegenüber nichtkritisch verletzten Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit als Rot kategorisiert. Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma können durch den Algorithmus jedoch nicht eindeutig erfasst werden und müssen deshalb zur Vermeidung einer Untertriage weiteren Nachsichtungen zugeführt werden.