Erschienen in:
01.05.2009 | Berufspolitisches Forum
Abbildung des schwer verletzten Patienten im G-DRG-System 2008
verfasst von:
Dr. C. Juhra, MBA, D. Franz, N. Roeder, T. Vordemvenne, M.J. Raschke
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 5/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit Einführung des pauschalierten Vergütungssystems (G-DRG) in Deutschland ist die Vergütung der Behandlung schwer verletzter Patienten Gegenstand ständiger Diskussion. Neben einer von der klinischen Definition abweichenden Einteilung eines Patienten als „schwer verletzt“ im G-DRG-System und somit einer hohen Fehlerquote bei der Identifikation schwer verletzter Patienten wurde bereits 2005 ein substanzielles Defizit bei der Finanzierung dieser Patienten beklagt. Im vorliegenden Beitrag soll die Entwicklung der Finanzierung polytraumatisierter Patienten untersucht werden.
Methodik
Für 167 Patienten aus den Jahren 2006 und 2007, die im Universitätsklinikum Münster behandelt und in eine Polytrauma-DRG gruppiert wurden, wurden Fallkostenäquivalente ermittelt. Zusätzlich wurden die Ergebnisse der Kostenkalkulation (gemäß InEK-Methodik) des Jahres 2007 (n=110) herangezogen. Die Fallkostenäquivalente und kalkulierten Kosten wurden den Erlösen nach den Systemen der Jahre 2007, 2008 und 2009 gegenübergestellt. Zusätzlich wurden Korrelationen zwischen Fallkostenäquivalenten/kalkulierten Kosten und Therapieparametern berechnet.
Ergebnis
Die Fallkostenäquivalente bildeten nicht die kalkulierten Kosten ab, die deutlich höher lagen. In allen 3 untersuchten G-DRG-Systemen bestand eine Unterfinanzierung der Behandlung schwer verletzter Patienten, wobei die Unterfinanzierung mit jeder Systementwicklung etwas weniger wurde (durchschnittliche Unterdeckung pro Patient: G-DRG 2007: 5474 EUR; G-DRG 2008: 4442 EUR; G-DRG 2009: 4264 EUR). Die kalkulierten Kosten der Behandlung korrelierten am stärksten mit der Operationsdauer und der Verweildauer auf einer Intensivstation.
Schlussfolgerung
Die Finanzierung der Therapie schwer verletzter Patienten wurde mit der Fortentwicklung des G-DRG-Systems verbessert, ist jedoch immer noch unzureichend. Da eine Ausgliederung schwer verletzter Patienten aus dem G-DRG-System politisch nicht durchzusetzen ist, muss die Abbildung dieser Patienten weiter optimiert werden. Hierfür sollten auch die Operationsdauer, der „Injury Severity Score“ und die Intensivtherapie als Parameter im G-DRG-System berücksichtigt werden. Die Bildung von Traumanetzwerken und die damit verbundenen Möglichkeiten der Analyse von kostenrelevanten Daten können helfen, die Abbildung des Polytraumas im G-DRG-System weiter zu verbessern.