Erschienen in:
01.07.2010 | Leitthema
Fremdmaterialfreie vordere Kreuzbandplastik mit der Patellasehne in Press-fit-Doppelbündeltechnik
verfasst von:
Prof. Dr. P. Hertel, H. Behrend
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2010
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Zusammenfassung
Autologe fremdmaterialfreie Ersatzplastiken des vorderen Kreuzbandes (VKB) gewinnen aus biologischen und ökonomischen Ursachen zunehmende Bedeutung. In diesem Beitrag wird eine seit 1987 im Prinzip unveränderte Technik vorgestellt, bei der das vordere Kreuzband mit dem medialen Patellasehnendrittel („bone-tendon-bone“, BTB) per Miniarthrotomie über eine Press-fit-Verankerung fremdmaterialfrei ersetzt wird. Das Verfahren wurde erstmals 1990 auf dem ESKA-Kongress in Stockholm vorgestellt. Eine Besonderheit besteht darin, dass das Patellasehnentransplantat als Doppelbündelstruktur in die natürliche Anatomie des VKB eingeformt wird. Die femorale Press-fit-Verankerung des Transplantats liegt direkt im Ansatzverlauf des VKB, während die tibiale Press-fit-Verankerung metaphysär erfolgt und die anatomische tibiale Ansatzregion durch aufbewahrte Spongiosablöcke abgesichert wird. Die Nachbehandlung schließt eine Sofortbelastung und freie Bewegung ein. Die Spätergebnisse von 95 Patienten (von 159) nach durchschnittlich 10,7 Jahren sind in der IKDC-Bewertung zu 22,1% in Gruppe A (sehr gut) und zu 62,1% in Gruppe B (gut). Der Tegner-Aktivitätsgrad betrug vor der Kreuzbandverletzung 6,8 und postoperativ 6,0. In der manuellen Maximummessung mit dem KT-1000-Arthrometer betrug die durchschnittliche Differenz zur gesunden Seite 1,8 mm. Eine subjektive Instabilität wurde von keinem Patienten angegeben. Auf hartem Untergrund konnten 99% der Patienten ohne oder mit geringen Problemen knien. Revisionsoperationen wegen eines Transplantatversagens waren nicht notwendig.
Die Vorteile des Verfahrens sind gute Adaptation an die anatomische Doppelbündelstruktur des VKB, schnelle Einheilung, fehlende Hohlraumbildung, geringe Entnahmemorbidität, geringere Kostenbelastung durch Fixationsmaterialien und gute Vorbedingungen für eventuelle Revisionsoperationen.