Erschienen in:
01.12.2014 | Leitthema
Wachstumsverhalten nach Frakturen des proximalen Radiusendes
Unterschiede zum übrigen Skelett
verfasst von:
Prof. Dr. A.K. Hell, Prof. Dr. L. von Laer
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Frakturen des proximalen Radiusendes im Wachstumsalter weisen 3 Besonderheiten auf: Das Radiusköpfchen artikuliert mit 2 Gelenkpartnern und ist somit für eine ungestörte Ellbogenfunktion unerlässlich. Die Versorgung des proximalen Radiusendes erfolgt durch periostale Gefäße im Sinne einer Endstrombahn. Hieraus resultiert eine extreme Vulnerabilität, sodass bei schweren Traumata – sei es durch Unfall oder Behandlung – Teil- oder Vollnekrosen mit Verplumpungen im Kopf-Hals-Bereich entstehen.
Verletzungsmuster
Irreversible Komplikationen bilden die radioulnare Synostose und die chronische Epiphysenlösung, welche auch nach exzessiver Physiotherapie entstehen kann. Trotz einer niedrigpotenten Fuge zeigt das proximale Radiusende beim jungen Patienten eine enorme Spontankorrektur von Abkippungen. Seit-zu-Seit-Verschiebungen werden allerdings nicht remodelliert.
Therapie
Therapeutisch sollte möglichst atraumatisch vorgegangen werden. Wegen der Blutversorgungssituation sollten bei entsprechender Indikation unbedingt die Spontankorrektur und eine kurze Ruhigstellungszeit ohne Physiotherapie in ein Therapiekonzept integriert werden. Falls operiert werden muss, sind wiederholte traumatisierende Repositionsmanöver zu unterlassen, im Zweifelsfall kann mit einem intramedullären Nagel geschlossen oder schonend offen reponiert werden.
Schlussfolgerung
Um den Besonderheiten des proximalen Radiusendes therapeutisch gerecht zu werden, müssen Vulnerabilität und Korrekturpotenz gegeneinander abgewogen werden. Die Therapie muss so atraumatisch wie möglich sein. Das Spontankorrekturpotenzial sollte in die Primärtherapie integriert werden, ohne dieses Potenzial in Bezug auf Ausmaß und Alter der Patienten zu überfordern.