Zusammenfassung
Der Massenanfall von Unfallverletzten (MANV) stellt in unserer Zeit eine besondere Herausforderung dar, die vor Ort zunächst Koordinierung und Logistik, dann aber eine professionelle Verteilung der Unfallopfer (Triage) auf die umliegenden Krankenhäuser verlangt. Technische, logistische und auch fachliche Fehler können diese Abläufe beeinträchtigen. Es erscheint daher sinnvoll, jeden MANV genau zu analysieren. Das Zugunglück vom 9.2.2016 wird hier unter Berücksichtigung der präklinischen und klinischen Gegebenheiten aufgearbeitet und es werden Schlussfolgerungen für das zukünftige Management gezogen. Als spezielle Entität ließ sich feststellen, dass fixierte Tischeinheiten im Personenzug eine besondere Gefährdung darstellen und in unserer Analyse vermehrt zu charakteristischen abdominellen und thorakalen Verletzungen geführt haben.
Abstract
Mass casualty incidents (MCI) in this day and age represent a special challenge, which initially require on-site coordination and logistics and then a professional distribution of victims (triage) to surrounding hospitals. Technical, logistical and even specialist errors can impair this flow of events. It therefore seems advisable to make a detailed analysis of every MCI. In this article the railway incident from 9 February 2016 is analyzed taking the preclinical and clinical cirumstances into consideration and conclusions for future management are drawn. As a special entity it could be determined that fixed table units in passenger trains represent a particularly dangerous hazard and in many instances in this analysis led to characteristic abdominal and thoracic injuries.
Literatur
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Interessenkonflikt
G. Regel, M. Bracht, M. Huth, K. J. Maier und W. Böcker geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
R. Hoffmann, Frankfurt
Mit freundlicher Unterstützung des Traumanetzwerkes München-Oberbayern Süd.
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Kommentar des Rubrikherausgebers
Die Etablierung und flächendeckende Einführung von Traumanetzwerken für ganz Deutschland sowie die mit den Daten des TraumaRegister DGU® erfolgte Begleitforschung hat zu wesentlichen Fortschritten und Erfolgen in der Behandlung Schwerverletzter geführt. Zeitgleiche Massenanfälle von Verletzten (MANV) hingegen stellen in Deutschland glücklicherweise derzeit noch Ausnahmesituationen dar. In diesen Fällen werden die Rettungsdienste und die in den regionalen Traumanetzwerken der DGU (Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie) organisierten Kliniken allerdings besonders gefordert – und gestresst. dies besonders auch angesichts einer zunehmenden Gefahr von Terroranschlägen. Jeder MANV ist daher – in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten – sorgfältig auszuwerten. Hierbei kommt den Sprechern der Traumanetzwerke aus Sicht der DGU eine koordinierende Schlüsselrolle zu. Die Analysen von Regel et al. zum Zugunglück von Bad Aibling in Kooperation mit dem Traumanetzwerk München-Oberbayern Süd sind hierfür ein hervorragendes Beispiel. Die Handlungsabläufe werden systematisch und (selbst-)kritisch dargestellt. In der Diskussion werden wichtige Verbesserungsvorschläge gemacht, die sicher weit über dieses regionale Traumanetzwerk hinausreichen und insgesamt in der DGU und in den Qualitätszirkeln der Traumanetzwerke gemeinsam mit den Rettungsleitstellen, den Rettungsdiensten und den Ärztlichen Leitern Rettungsdienst diskutiert werden müssen.
Den Autoren ist für ihre systematische Aufarbeitung dieses MANV und die diskutierten Handlungsvorschläge daher ausdrücklich zu danken!
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Reinhard Hoffman
Generalsekretär DGU
Generalsekretär DGOU
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Regel, G., Bracht, M., Huth, M. et al. Präklinisches und klinisches Management nach Massenunfall. Unfallchirurg 119, 532–539 (2016). https://doi.org/10.1007/s00113-016-0187-z
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