Erschienen in:
14.09.2016 | Lappenplastik | Originalien
Der Okklusionsverband zur Behandlung von Allen III und IV Fingerkuppenverletzungen als Alternative zu lokalen Lappenplastiken
verfasst von:
S. Quadlbauer, MD, Ch. Pezzei, M.D., J. Jurkowitsch, M.D., T. Beer, M.D., T. Keuchel, M.D., T. Hausner, PD, M.D., M. Leixnering, M.D.
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Fingerkuppenverletzungen vom Typ Allen III und IV werden gemäß den Angaben in der Literatur mittels lokaler Lappenplastiken behandelt. Im Gegensatz hierzu haben wir in den letzten Jahren auch diese Verletzungen mit Okklusionsverbänden therapiert.
Ziel der Untersuchung war es, die Ergebnisse der Behandlung von Fingerendgliedverletzungen mittels Okklusionsverband hinsichtlich der Weichteildeckung, Rückkehr der Sensibilität und der Dauer der Arbeitsunfähigkeit zu ermitteln, wobei unser besonderes Interesse den Verletzungen vom Typ Allen III und IV galt.
Material und Methoden
77 Fingerkuppenverletzungen (39 Allen I, 25 Allen II, 9 Allen III, 4 Allen IV) aus den Jahren 2008–2011 wurden bei 23 Frauen und 54 Männer mit einem mittleren Alter von 36 ± 14 Jahren mit einem Okklusionsverband behandelt und retrospektiv analysiert. Die verletzten Finger wurden in allen Fällen nur gereinigt, debridiert und der Okklusionsverband angelegt. Der Knochen wurde nicht rückgekürzt, auch wenn er das Wundniveau überragte. Der primäre Okklusionsverband wurde so lange wie möglich belassen und, wenn nötig, nur abgedichtet. Behandlungszeit, Dauer der Arbeitsunfähigkeit, Weichteil- und Sensibilitätsregeneration wurden dokumentiert und analysiert.
Ergebnisse
Die mittlere Behandlungsdauer lag bei 21 ± 10 Tagen und die mittlere Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei 30 ± 17 Tagen. Für Defekte in der Höhe Allen I lag die mittlere Dauer der Arbeitsunfähigkeit 19 ± 8 Tage, Allen II 36 ± 16 Tage, Allen III 45 ± 20 Tage und Allen IV 58 ± 7 Tage. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum betrug 7 Monate. Alle Patienten entwickelten eine zufriedenstellende Weichteildeckung und Regeneration der Sensibilität. Bei Amputationsverletzungen der Höhe Allen III und IV konnte in 77 % der Fälle eine normale und in 23 % eine verminderte Sensibilität bei leichter Berührung im Semmes-Weinstein-Test festgestellt werden. Komplikationen wurden nicht verzeichnet, sekundäre Lappenplastiken waren nicht notwendig.
Schlussfolgerung
Der Okklusionsverband stellt eine gute Therapieoption für alle Fingerkuppenverletzungen, unabhängig von der Amputationshöhe, dar. Selbst bei einem über das Wundniveau hinausstehenden Knochen konnte eine zufriedenstellende Weichteildeckung erzielt werden.