Erschienen in:
25.10.2017 | Originalien
Einfluss des Unfallmechanismus auf die Wirbelkörperfraktur
verfasst von:
Dr. Cornelius Jacobs, Tony Hartwig, Philip P Rößler, Dan Meila, Igor Nikiforov, Milena M Plöger, Christof Burger, Sebastian Scheidt
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Wirbelkörperfrakturen (WKF) können durch verschiedene Unfallmechanismen entstehen. Nach dem Grad der Instabilität erfolgt bei der AOSpine-Klassifikation die Einteilung in 3 Hauptfrakturtypen. Inwieweit neben der Kraftrichtung auch die Kraftstärke einen Einfluss auf die Zahl und Komplexität der Frakturen hat, ist bisher noch nicht abschließend untersucht worden.
Fragestellung
Welchen Einfluss haben Unfallereignisse unterschiedlicher Kinematik auf die Lokalisation, Komplexität und Anzahl an WKF der Brust(BWS)- und der Lendenwirbelsäule (LWS)?
Material und Methoden
In einer retrospektiven Studie wurden Daten von Patienten mit frischen traumatischen WKF analysiert. Je nach Unfallmechanismus wurden die Patienten in 6 Unfallgruppen (UFG) eingeteilt und die WKF anhand der CT-Bildgebung nach der AOSpine-Klassifikation beurteilt. Es wurde 2‑seitig getestet und ein Signifikanzniveau von 5 % zugrunde gelegt. Für die Durchführung der statistischen Berechnungen wurde IBM SPSS Statistics eingesetzt.
Ergebnisse
Bei den Hochrasanztraumata (UFG III und V) konnte eine signifikante Zunahme der Frakturschwere nach der AOSpine-Klassifikation festgestellt werden. Zudem stieg die Häufigkeit thorakaler (TH) WKF für TH7 (p = 0,011) und TH10 (p = 0,001) signifikant an. Im Vergleich zu den anderen UFG war das Risiko einer TH7-Fraktur bei Hochrasanzunfällen 7‑fach erhöht („odds ratio“ [OR]: 7,0; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI]: 1,4–35,2). Die UFG III (Sturz > 3 m) bot mit 2,5 WKF im Median (SD ± 1,84) die höchste Frakturanzahl.
Schlussfolgerung
Eine exakte Wiedergabe des Unfallhergangs ermöglicht die Einteilung in hoch- bzw. niedrigenergetische UFG. Bei vorherigen Untersuchungen wurden Verkehrsunfälle (VU) als eine Gruppe erfasst; ein Einfluss der zunehmenden kinematischen Energie konnte daher nicht beurteilt werden. Durch Berücksichtigung von Hoch- und Niedrigrasanztrauma kann der Unfallkinematik Rechnung getragen werden. Als „Risikowirbel“ bei Hochrasanzunfällen stellten sich TH7 und TH10 heraus. Neben der Kraftrichtung hat somit auch die Kraftstärke einen maßgeblichen Einfluss auf das Verteilungsmuster von WKF.