Erschienen in:
03.03.2021 | Computertomografie | Originalien
Anwendungsverlässlichkeit der FFP-Klassifikation bei Beckenfrakturen
verfasst von:
Markus Walz, Christof Burger, Koroush Kabir, Kristian Welle, Ulrich Liener, Hans Goost
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Beckenfrakturen sind typisch für den fragilen Patienten. Kennzeichnend sind zunehmende Schmerzen und Mobilitätsverlust. Da sich geriatrische Beckenfrakturen von Verletzungen bei Hochrasanztraumata unterscheiden, haben Rommens und Hofmann 2013 eine Klassifikation für Fragilitätsfrakturen des Beckens (FFP) vorgeschlagen.
Ziel der Arbeit
Verglichen mit weiteren Frakturklassifikationen des Beckens erscheint die FFP-Klassifikation komplex, daher sollte mit dieser Studie die Vergleichbarkeit der „interobserver reliability“ der FFP-Klassifikation untersucht werden.
Material und Methode
Den Mitgliedern der Sektion Alterstraumatologie (DGOU) wurden 10 DICOM-Datensätze mit Fragilitätsfrakturen des Beckens zur Klassifikation vorgelegt. Als Referenz wurde die Einstufung des Autors der FFP, Prof. P.M. Rommens, festgelegt.
Ergebnisse und Diskussion
Es beteiligten sich 51 Ärzte; sechs Fachärzte für Radiologie wurden zusätzlich eingeladen. Insgesamt wurden 493 Beurteilungen abgegeben. In 184 (37 %) Fällen ergab sich eine Übereinstimmung mit der Referenz, bei 183 (37 %) Computertomographien wurde die Frakturen niedriger, bei 26 (26 %) höher als die Referenz klassifiziert. Hieraus ergibt sich zunächst ein Cohens-κ-Koeffizient von 0,36. Dies entspricht einer ausreichenden Übereinstimmung („fair“) nach Garbuz. Mit der Reduktion der Klassifikation auf 4 Hauptgruppen stieg der Cohens-κ-Koeffizient auf einen zufriedenstellenden Wert an.
Schlussfolgerung
Gründe für die teils geringe Übereinstimmung könnten in der mangelnden Erfahrung der Teilnehmer und in einer ungenauen Beschreibung der einzelnen Klassifikationsstufen liegen. Schlussendlich ist die FFP-Klassifikation jedoch die einzige, die Beckenverletzungen des fragilen Patienten sinnvoll abbildet. Mit einer Vereinfachung auf die 4 Hauptgruppen wird eine bessere „interobserver reliability“ erreicht. Für eine erfolgreiche Therapie ist aber auch die Beachtung des individuellen Patienten und seiner „Frakturpersönlichkeit“ unerlässlich.