Erschienen in:
01.09.2003 | Originalien
Neuronale Korrelate "negativer" formaler Denkstörungen
verfasst von:
PD Dr. T. Kircher, P. Liddle, M. Brammer, R. Murray, P. McGuire
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2003
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Zusammenfassung
Formale Denkstörungen (FDS) sind ein Kernsymptom der Schizophrenie. Diese können als "positive" (z. B. Zerfahrenheit, Neologismen) und "negative" Denkstörungen (z. B. Sprach/Gedankenarmut) konzeptualisiert werden. Die neuronalen Korrelate "negativer" FDS sind bisher nicht bekannt. Der Blood-Oxygenation-Level-Dependent (BOLD)-Kontrast wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen, während 6 Patienten mit Schizophrenie und 6 gesunde Kontrollpersonen jeweils 3 min lang über 7 Rorschach-Tintenkleckse sprachen. Das Ausmaß an "negativen" FDS, konzeptualisiert als "Spracharmut", wurde mit dem BOLD-Kontrast für jene beiden Durchläufe, welche die höchste Varianz an "negativen" FDS aufwiesen, korreliert. Bei den Patienten fanden sich positive Korrelationen mit dem Ausmaß an "Spracharmut" vor allem im rechten Lobulus parietalis inferior (BA 40), Gyrus frontalis medius (BA 46) und Kuneus (BA 18) sowie dem linken posterioren Zingulum/Präkuneus (BA 31). Negative Korrelationen zeigten sich hauptsächlich im linken Gyrus hippocampalis/Gyrus fusiformis (BA 35/36/37). Das Ausmaß an "negativen" FDS korreliert mit Aktivierungen in Arealen, die mit autobiographischen Gedächtnisleistungen in Zusammenhang gebracht wurden. Psychopathologisch als "negativ" bezeichnete Symptome wie Spracharmut, können also mit reichen Assoziationen und Erinnerungen einhergehen, die sich mit fMRT darstellen lassen.