Erschienen in:
01.01.2004 | Originalien
Die posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED)
Abgrenzung einer spezifischen Form der Anpassungsstörungen
verfasst von:
Prof. Dr. M. Linden, B. Schippan, K. Baumann, R. Spielberg
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2004
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Zusammenfassung
Anpassungsstörungen stellen eine heterogene Gruppe psychischer Störungen dar. Obwohl sie im klinischen Alltag eine große Rolle spielen, schwer zu behandeln sind und häufig zu Chronifizierung und erheblichen Beeinträchtigungen führen, sind die diagnostischen Kriterien vergleichsweise unscharf und wissenschaftliche Studien nur begrenzt verfügbar. In der klinischen Praxis hat sich ein Subtyp der Anpassungsstörungen abgrenzen lassen, der durch das Leitsymptom der anhaltenden Verbitterung nach einschneidenden, wenn auch nicht außergewöhnlichen Lebensereignissen sowie funktional durch Verletzung zentraler Grundannahmen zu beschreiben ist und als „posttraumatische Verbitterungsstörung (posttraumatic embitterment disorder PTED)“ bezeichnet werden kann.
Es wird die Kasuistik einer Patientin und Ergebnisse einer Pilotuntersuchung an 21 Patienten berichtet. Die kritischen Lebensereignisse bestanden in 38% in Arbeitsplatzverlusten, gefolgt mit 24% von Arbeitsplatzkonflikten, 14% Tod von Angehörigen oder Freunden, 14% familiären Konflikten und 10% sonstigen Ereignissen. Bei der Erinnerung an das kritische Lebensereignis geben die Patienten vor allem Gefühle von Verbitterung (85,7%), Traurigkeit (81,0%), Ärger (76,2%) und Hilflosigkeit (75,0%) an. Wenn die Patienten mit standardisierten Interviews untersucht werden, dann erfüllen sie die Kriterien unterschiedlichster Störungen wie GAD (38,1%), Depression (33,3%) und Dysthymie (33,3%), Agoraphobie (28,6%) oder Panik (19,0%). 81% der Patienten gaben an, Orte bzw. Personen zu vermeiden, die sie an das kritische Lebensereignis erinnern. 70% der Patienten berichteten über Einschränkungen in beruflichen Aktivitäten, 65% in Freizeitaktivitäten und 57,1% in familiären Aktivitäten.