Erschienen in:
01.05.2006 | CME Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung
Dissoziale Persönlichkeitsstörung
verfasst von:
Dr. E. Habermeyer, S. C. Herpertz
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2006
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Zusammenfassung
Sozial störendes Verhalten gewinnt klinische Relevanz, wenn es auf einem tief greifenden, früh beginnenden und überdauernden Muster psychopathologisch relevanter Persönlichkeitseigenschaften gründet. Bei der Klassifikation solcher Eigenschaften wird jedoch unterschiedlich vorgegangen, weshalb zwischen der ICD-10-Diagnose der dissozialen und der DSM-IV-Diagnose der antisozialen Persönlichkeitsstörung sowie der „Psychopathy“ unterschieden werden muss. Unser Wissen über die biologische Basis antisozialer Verhaltensstile umfasst Befunde aus der Genetik, Transmitterforschung, strukturellen bzw. funktionellen Bildgebung sowie der Neuro- und Psychophysiologie. Psychosoziale Risikofaktoren stellen elterliche Zurückweisung und Vernachlässigung, instabile Beziehungen sowie Misshandlungen dar. Effiziente psychotherapeutische Behandlungsansätze sind vor allem kognitiv-behavioral. Die pharmakologische Behandlung erfolgt weitgehend „off-label“. Die Diagnose einer antisozialen bzw. dissozialen Persönlichkeitsstörung ermöglicht für sich genommen keine Aussagen zur Schuldfähigkeit, vielmehr sind weitere Überlegungen zu Schweregrad und störungsbedingten Hemmungsverlusten erforderlich.