Erschienen in:
01.05.2007 | Originalien
Über die Validität von Persönlichkeitsprofilen in der nervenärztlichen Begutachtung
verfasst von:
Dr. T. Merten, E. Friedel, G. Mehren, A. Stevens
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2007
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Zusammenfassung
Während für die neuropsychologische Diagnostik Verfahren zur Überprüfung der Beschwerdenvalidität vorliegen, hat die Untersuchung negativer Antwortverzerrungen im Bereich der Persönlichkeitsdiagnostik im deutschen Sprachraum kaum praktikable Ansätze hervorgebracht. Die vorliegende Arbeit untersucht, inwieweit sich durch moderne diagnostische Methoden nachgewiesenes negativ verzerrtes Antwortverhalten auf die Validität von Daten der standardisierten Persönlichkeitsdiagnostik auswirkt. Von 93 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 42,6 Jahren, die neurologisch-psychiatrisch begutachtet wurden, waren Daten im Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R), im Word Memory Test (WMT) sowie im Strukturierten Fragebogen Simulierter Symptome (SFSS) verfügbar, die retrospektiv analysiert wurden. Die erhaltenen Persönlichkeitsprofile zeigten eine deutliche Abhängigkeit vom Ergebnis der Klassifikation des WMT bzw. SFSS (negativ verzerrtes vs. unauffälliges Antwortverhalten). Die FPI-Offenheitsskala korrelierte nicht mit SFSS und WMT, während die Klassifikationsergebnisse von WMT und SFSS einen signifikanten Zusammenhang aufwiesen (φ=0,44). Eine Hauptachsenanalyse zeigte, dass WMT und SFSS gemeinsam auf zwei Faktoren laden, die Offenheitsskala jedoch nicht mit den beiden Instrumenten gemeinsam lud. Es wird gefolgert, dass (1) Persönlichkeitsprofile durch negative Antwortverzerrungen deutlich beeinflusst werden, (2) mit der Offenheitsskala des FPI-R keine Aussage über negative Antwortverzerrungen getroffen werden kann und (3) größere Anstrengungen im deutschsprachigen Raum zur Entwicklung von Fragebogenskalen zur Erkennung solcher Verzerrungen notwendig sind.