Erschienen in:
01.08.2007 | Kasuistiken
Rete mirabile bei segmentaler Agenesie der A. carotis interna
verfasst von:
Prof. Dr. H. Henkes, J. Reinartz, S. Fischer, E. Miloslavski, G. Albes, D. Kühne
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2007
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Zusammenfassung
Der Begriff des „Wundernetzes“ oder Rete mirabile der A. carotis nimmt Bezug auf eine anatomische Struktur bei niederen Säugetieren (z. B. dem Schwein). Die Versorgung der intrakraniellen Gefäße wird von Ästen der A. carotis externa übernommen (z. B. der A. pharyngea ascendens oder der A. maxillaris interna). Die intrakranielle A. carotis interna entsteht aus einem dichten Netzwerk zahlreicher dicht beieinander verlaufender Gefäße mit jeweils geringem Durchmesser, die sich zu einem gemeinsamen arteriellen intrakraniellen Gefäß vereinen. Ein analoges Phänomen kann, wenngleich sehr selten, beim Menschen auftreten. Bei einer segmentalen Agenesie der A. carotis interna kann es zur Ausbildung eines sog. Rete mirabile der A. carotis kommen. Dabei finden sich sowohl im gedachten Verlauf der A. carotis interna als auch ausgehend von Ästen der A. carotis externa zahlreiche Gefäße, die meist einen Durchmesser von 1–2 mm aufweisen und geschlängelt verlaufen. Diese Gefäße konvergieren auf den intraduralen bzw. paraklinoidalen Verlaufsabschnitt der A. carotis interna, der seinerseits einen regelrechten Durchmesser aufweist. Diese seltene Form der Kollateralenbildung wird anhand von zwei Beispielen illustriert. Beide Patienten hatten eine aneurysmabedingte Subarachnoidalblutung erlitten. Bei einem Patienten wurde eine fibromuskuläre Dysplasie vom Media-Typ histologisch gesichert. Das Rete mirabile betraf jeweils nur eine A. carotis. Der knöcherne Karotiskanal beider Patienten war auf der betroffenen Seite hypoplastisch. Das Rete mirabile der A. carotis hat vermutlich keinen eigenen Krankheitswert, tritt aber gehäuft mit anderen intra- und extrakraniellen Gefäßerkrankungen auf.