Erschienen in:
01.01.2013 | Übersichten
Berufliche Gratifikationskrisen und depressive Störungen
Aktuelle Forschungsevidenz
verfasst von:
Prof. Dr. J. Siegrist
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2013
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Zusammenfassung
Angesichts der infolge steigender Arbeitsintensivierung und wachsender Arbeitsplatzunsicherheit weit verbreiteten Belastungen des modernen Erwerbslebens stellt sich die Frage, ob bestimmte psychosoziale Belastungskonstellationen bei Erwerbstätigen das Risiko einer depressiven Störung erhöhen. Im Beitrag wird die aktuelle Forschungsevidenz zu dem international intensiv untersuchten Arbeitsstressmodell beruflicher Gratifikationskrisen in einem kurzen Überblick dargestellt. Befunde aus 7 prospektiven epidemiologischen Studien belegen zusammenfassend eine Verdoppelung des relativen Risikos einer klinisch relevanten depressiven Symptomatik in einem mittleren Beobachtungszeitraum von 2,7 Jahren bei Exponierten im Vergleich zu Nichtexponierten. Zusätzlich werden aus experimentellen und quasiexperimentellen Studien Zusammenhänge zwischen beruflichen Gratifikationskrisen und proinflammatorischen Zytokinen sowie Markern einer reduzierten Immunkompetenz als potenzielle psychobiologische Bindeglieder nachgewiesen. Eine verstärkte Beachtung dieser neuen Erkenntnisse durch behandelnde Ärzte kann zu einer Optimierung des therapeutischen und präventiven Handelns beitragen.