Erschienen in:
01.12.2012 | Übersichten
Therapie und Versorgung bei chronischer Migräne
Expertenempfehlung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft/Deutsche Gesellschaft für Neurologie sowie der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft/Schweizerischen Kopfwehgesellschaft
verfasst von:
Prof. Dr. A. Straube, C. Gaul, S. Förderreuther, P. Kropp, M. Marziniak, S. Evers, W.H. Jost, H. Göbel, C. Lampl, P.S. Sándor, A.R. Gantenbein, H.-C. Diener
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 12/2012
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Zusammenfassung
Die chronische Migräne (CM) ist eine erst in der 2. Auflage der IHS (International Headache Society)-Klassifikation 2004 neu abgegrenzte Verlaufsform der Migräne. Dabei berichten die Patienten über Kopfschmerzen im Durchschnitt an mehr als 15 Tagen im Monat, davon an mindestens 8 Tagen über migränetypische Kopfschmerzen und es besteht kein begleitender Medikamentenübergebrauch (MOH, revidierte Klassifikation der IHS 2006). In der Praxis berichtet die Mehrzahl der Patienten über einen Medikamentengebrauch an mehr als 10 bis 15 Tagen im Monat und die einfache Unterscheidung in CM mit oder ohne begleitenden MOH ist in der Praxis häufig nicht möglich. Es finden sich bei der Mehrzahl der Patienten häufig weitere Komorbiditäten wie Depression, Angsterkrankungen und andere Schmerzerkrankungen. Eine erfolgreiche Therapie muss dieser Komplexität Rechnung tragen und besteht multimodal neben der Pharmakotherapie auch aus Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren und Sporttherapie. In der Akuttherapie der Kopfschmerzen ergeben sich keine Abweichungen zu der Therapie der Kopfschmerzen im Rahmen einer episodischen Migräne. Die Schmerzmitteleinnahme sollte unbedingt an weniger als 15 Tagen (für Monoanalgetika) und an weniger als 10 Tage für Triptane und Schmerzmittelmischpräparate erfolgen. In der Prophylaxe können, den nur begrenzt vorliegenden Studiendaten nach, in erster Linie Topiramat und Onabotulinumtoxin A (155–195 Units) eingesetzt werden, begrenzte Evidenz aus Studien gibt es auch für Valproinsäure und Amitriptylin. Experimentell ist eine Neuromodulation, z. B. durch die Stimulation des N. occipitalis major, möglich. Der Einsatz dieser Verfahren sollte zum jetzigen Zeitpunkt nur innerhalb von Studien erfolgen.