Erschienen in:
19.04.2017 | Pathologie | Leitthema
Koma in der Notaufnahme
verfasst von:
M. Braun, Prof. Dr. C. J. Ploner, T. Lindner, M. Möckel, W. U. Schmidt
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Koma unklarer Genese („coma of unknown origin“, CUO) ist ein häufiges unspezifisches Notfallleitsymptom mit hoher Mortalität. Die Diagnostik steht unter Zeitdruck bei einem gleichzeitig breiten Spektrum möglicher zugrunde liegender Erkrankungen mit ca. 50 % primären ZNS-Pathologien und ca. 50 % extrazerebralen, fast ausschließlich internistischen Ursachen. Trotz der mit dem Leitsymptom assoziierten hohen Mortalität gibt es keine verbindlichen Leitlinien für das Akutmanagement erwachsener CUO-Patienten. Wir schlagen einen interdisziplinären Voralarm für CUO-Patienten vor, wie wir ihn an unserem Klinikum der Maximalversorgung etabliert haben. Der Alarm wird anhand einfacher, aber für die präklinische Identifikation von CUO ausreichender Triagekriterien bereits vor Eintreffen des Patienten ausgelöst. Die fachliche Führung liegt bei der Neurologie. Die Behandlungsroutine beinhaltet eine strukturierte Interaktion mit Pflege, innerer Medizin, Anästhesie, Radiologie (CT, CTA) und Labor (inkl. Liquor, Toxikologie) mit fakultativer Hinzuziehung von Neurochirurgie und Traumatologie. Die von uns erhobenen Daten sprechen für ein standardisiertes leitsymptombasiertes diagnostisches Management, das die Neurologie und innere Medizin an den Anfang des diagnostischen Vorgehens stellt. Bildgebende Diagnostik sollte nicht nur abhängig von der klinisch-syndromalen Zuordnung erfolgen, weil Sensitivität, Spezifität und Interrater-Variabilität Letzterer nicht ausreichen und mehrfache Pathologien, die auch einzeln CUO erklären könnten, häufig sind. Klinische Untersuchung, Bildgebung und Laboruntersuchungen sollten als Bausteine eines integrativen diagnostischen Ansatzes gesehen werden, in dem die ätiologische Zuordnung erst nach kompletter diagnostischer Aufarbeitung erfolgen sollte.