Erschienen in:
04.09.2017 | Affektive Störungen | Leitthema
Psychotherapie mit älteren pflegenden Angehörigen
verfasst von:
Prof. Dr. G. Wilz, Dr. K. Pfeiffer
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2017
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Zusammenfassung
Die Pflege und Betreuung eines Angehörigen kann als bedeutsame Entwicklungsaufgabe betrachtet werden, mit der vor allem ältere Menschen, die ihre hochbetagten Eltern oder aber ihre (Ehe‑)Partner pflegen, konfrontiert sind. Die Übernahme von Pflegeaufgaben kann mit starken Belastungen verbunden sein und als sehr krisenhaft erlebt werden. Mögliche psychische Folgen sind zum Teil ausgeprägte depressive Symptome und Überlastungsreaktionen. Für diese Pflegenden kann neben anderen Hilfen zur Beratung und Unterstützung auch eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll und hilfreich sein. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit problematischen Alltagssituationen, belastenden Emotionen und zur Stärkung von Ressourcen. Multimodale Interventionen, die Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und der Acceptance-und-Commitment-Therapie aufgreifen, konnten für diese Zielgruppe eine gute Evidenz nachweisen, finden jedoch bislang nur wenig Beachtung in der Versorgung. Da pflegende Angehörige regelmäßige Besuche in einer Praxis oft nur schwer organisieren können, wären psychotherapeutische Angebote in flexibleren Settings (z. B. telefonisch, internetbasiert) wünschenswert. Inwieweit solche ergänzenden Angebote zukünftig im Rahmen der Versorgung chronisch Erkrankter eingebettet und finanziert werden können, ist bislang noch offen.