Erschienen in:
06.08.2018 | Degenerative Erkrankungen | Originalien
Charakteristika und Dynamik der stationären Behandlung von Parkinson-Patienten in Deutschland
Analyse von 1,5 Mio. Patientenfällen aus den Jahren 2010 bis 2015
verfasst von:
Prof. Dr. L. Tönges, D. Bartig, S. Muhlack, W. Jost, R. Gold, C. Krogias
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Parkinson-Erkrankung ist die häufigste neurodegenerative Bewegungsstörung und weltweit am schnellsten zunehmende neurologische Erkrankung. Das Diagnosespektrum, demographische Charakteristika, Komorbiditäten und Fallzahlentwicklungen stationärer Behandlungen in Deutschland mit resultierenden Implikationen für die Patientenversorgung sind bisher nur unzureichend untersucht.
Untersuchungsmethode
Daten der DRG-Statistik wurden hinsichtlich der Patientenfälle mit Haupt- und Nebendiagnose eines primären Parkinson-Syndroms (PS), sekundären PS oder einer sonstigen degenerativen Krankheit der Basalganglien analysiert. Der Datensatz umfasste für die Berichtsjahre 2010 bis 2015 deutschlandweit 1.520.366 Patientenfälle aus 413 Kreisen/kreisfreien Städten.
Ergebnisse
Von Patienten mit primärem PS wurden im Jahr 2015 vorwiegend solche mit mäßiger und schwerer Beeinträchtigung stationär behandelt (64,7 %), die häufig Wirkungsfluktuationen sowie relevante internistische und psychiatrische Begleiterkrankungen aufweisen. Bei den sekundären PS dominierte das vaskuläre PS (36,6 %) und bei den sonstigen Erkrankungen der Basalganglien die progressive supranukleäre Ophthalmoplegie (51,9 %) als atypische Parkinson-Erkrankung. Zahlreiche internistische Aufnahmen erheben die Nebendiagnose primäres PS. In den Jahren 2010 bis 2015 steigen die Fallzahlen für das primäre PS deutlich an und insbesondere ländliche Regionen sind betroffen.
Schlussfolgerung
Die Fallzahlen für die stationäre Versorgung von Patienten mit Parkinson-Erkrankungen nehmen in Deutschland stark zu und betreffen vor allem Patienten mit schweren motorischen Komplikationen und sekundären PS. Insbesondere in ländlichen Regionen droht eine Überforderung der Behandlungsinfrastruktur, sodass der ambulante und stationäre Sektor gestärkt werden müssen. Eine Limitation der Studie besteht in der Analyse reiner DRG-Diagnosedaten, deren Qualität in nachfolgenden Untersuchungen durch Abgleich mit den Diagnosekriterien der Fachgesellschaften verbessert werden kann.