Erschienen in:
29.10.2018 | Begutachtung | Originalien
Klassifikationsgüte der Beschwerdevalidierungstests Word Memory Test und Strukturierter Fragebogen Simulierter Symptome
verfasst von:
Dr. Lennart Kirchhoff, Prof. Dr. Tilman Steinert
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Beschwerdevalidierungstests Word Memory Test (WMT) und Strukturierter Fragebogen Simulierter Symptome (SFSS) werden in sozialmedizinischen Begutachtungen zur Überprüfung der Glaubhaftigkeit der Symptompräsentation bzw. der Leistungsanstrengung eines Begutachteten eingesetzt. Viele der bisher zu WMT oder SFSS durchgeführten Studien berechneten die Kennwerte der Tests hauptsächlich mithilfe gesunder Probanden oder Studentenpopulationen. In der vorliegenden Studie sollte der Frage nachgegangen werden, welche Kennwerte die Tests in einer klinischen Stichprobe erzielen und inwieweit eine kombinierte Anwendung von WMT und SFSS zu besseren Klassifikationsergebnissen führt.
Material und Methoden
Die Studie wurde in Form eines „randomized controlled trials“ (RCT) mit 60 stationären oder ambulanten Patienten mit depressiven und Angststörungen durchgeführt. Diese wurden über den zufälligen Erhalt einer Patienteninstruktion in eine der beiden Studiengruppen randomisiert. Die Kontrollgruppe wurde dazu aufgefordert wahrheitsgemäß zu antworten. Die Interventionsgruppe erhielt die Instruktion, sich in die Situation eines Rentenbewerbers hineinzuversetzen, der seine Beschwerden besonders deutlich machen möchte.
Ergebnisse
Für den WMT ergaben sich bei einem Cut-off von ≤82,5 % eine Sensitivität von 80 % und eine Spezifität von 93,3 %. Der SFSS erzielte bei einem Cut-off von >16 eine Sensitivität von 93,3 % und eine Spezifität von 70 %. Die kombinierte Anwendung von WMT und SFSS ergab Kennwerte von 92,3 % (Sensitivität) und 95,2 % (Spezifität).
Diskussion
Lediglich für die kombinierte Anwendung von WMT und SFSS ergaben sich zufriedenstellende Testkennwerte. Beim Einzelgebrauch der Tests besteht für die verwendeten Cut-offs die Gefahr falsch-positiver Klassifikationen und damit gutachterlicher Fehlbeurteilungen.