Erschienen in:
01.07.2005 | Freies Thema
Transarterielle Chemoembolisation von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome mit abbaubaren Stärkepartikeln (Spherex®)
Eigene Beobachtungen und Literaturübersicht
verfasst von:
Dr. K. Wasser, F. Giebel, R. Fischbach, H. Tesch, P. Landwehr
Erschienen in:
Die Radiologie
|
Ausgabe 7/2005
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Seit Beginn der 80er Jahre ist die transarterielle Chemoembolisation (TACE) von Lebermetastasen Gegenstand zahlreicher Studien, ohne dass sich bisher ein einheitliches Therapiekonzept durchgesetzt hat.
Die vorgestellte Studie untersuchte bei 21 Patienten mit inoperablen Lebermetastasen kolorektaler Karzinome retrospektiv die Überlebenszeiten, Ansprechraten und Nebenwirkungen nach TACE, und die Ergebnisse werden den Daten der bisherigen Literatur gegenübergestellt. Insgesamt wurden 68 TACE durchgeführt. Eine Suspension aus abbaubaren Stärkepartikel (degradable starch microspheres, DSM; Spherex®) und Mitomycin C wurde über einen transfemoralen Zugang selektiv in die Leberarterien appliziert. DSM bewirkt eine temporäre arterielle Okklusion. Die Therapiekontrolle erfolgte mit kontrastmittelunterstützter Spiralcomputertomographie (CT).
Die mediane Überlebenszeit betrug 13,8 Monate. Ein Ansprechen (nach WHO-Kriterien) wurde lediglich bei 3 Patienten beobachtet, das progressfreie Intervall lag im Median bei 5,8 Monaten. Als Nebenwirkung traten ein Postembolisationssyndrom (abdominelle Schmerzen, Fieber, Übelkeit) sowie eine Erhöhung der Transaminasen bei 27–43% der Interventionen auf. Nach 4 TACE kam es zur Entstehung eines Magenulkus, nach 2 TACE zu einer Cholezystitis.
Wie in den meisten vorangegangenen Arbeiten, ungeachtet der eingesetzten Substanzen, ist auch in dieser Studie der therapeutische Effekt der TACE von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome eher als mäßig einzustufen. Ein Überlebensvorteil gegenüber dem Spontanverlauf konnte bisher in der Literatur nicht eindeutig belegt werden, die Ansprechraten sind meistens sehr begrenzt. Komplikationen sind bei der TACE insgesamt selten, in ihrer Schwere aber nicht zu unterschätzen. Das Postembolisationssyndrom scheint beim Gebrauch abbaubarer Stärkepartikel im Vergleich zu Embolisaten mit lang anhaltender oder permanenter Okklusion seltener aufzutreten. Daher könnten unter palliativen Gesichtspunkten abbaubare Stärkepartikel von Vorteil sein. Sollten in Zukunft weitere Studien zur TACE von Lebermetastasen stattfinden, muss unter palliativen Gesichtspunkten mehr Augenmerk auf die Lebensqualität des Patienten gerichtet werden.