Erschienen in:
01.04.2016 | Pankreaskarzinom | Leitthema
Autoimmunpankreatitis
Ein Update
verfasst von:
Prof. Dr. T. Helmberger
Erschienen in:
Die Radiologie
|
Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Klinisches/methodisches Problem
Die Autoimmunpankreatitis (AIP) ist eine seltene Erkrankung, deren Verständnis sich in den letzten Jahren
deutlich vertieft hat. Die häufigste Form, die Typ-1-AIP, gehört zu den IgG4-assoziierten Erkrankungen, die viel
seltenere Typ-2-AIP ist hiervon zu differenzieren und steht mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in
Verbindung. Bildgebend und klinisch besteht eine Überlappung zum Pankreaskarzinom. Aufgabe der Bildgebung und weiterer
Parameter wie Serologie und Histologie ist es deshalb, eine Differenzierung zwischen den beiden Erkrankungsentitäten
zu schaffen, um sie jeweils der adäquaten Therapie zuzuführen und die geringe, aber letztlich unnötige Anzahl an
Pankreatektomien wegen einer AIP zu verhindern.
Leistungsfähigkeit
Die Diagnose der AIP ist komplex, wobei sich in den letzten Jahren die Konsensuskriterien der International Association of Pancreatology als Entscheidungsparameter vielfach durchgesetzt haben. Diese umfassen 5 Kardinalkriterien und ein therapeutisches Kriterium. Unter Verwendung dieser Parameter kann die AIP mit einer Sensitivität von 84,9 %, Spezifität von 100 % und Treffsicherheit von 93,8 % diagnostiziert werden.
Bewertung
Die Diagnose einer AIP setzt sich aus verschiedenen Parametern zusammen, von denen 2 die Bildgebung betreffen. Wie bei der sonstigen Diagnostik des Pankreas sind dies Ultraschall, CT und MRT. Wesentlich für die Differenzialdiagnose ist der Ausschluss sekundärer Malignitätskriterien, wofür CT und MRT etabliert sind. Das wesentliche diagnostische Kriterium der Histologie erfordert ausreichend Material, was in der Regel durch eine endoskopische Feinnadelpunktion (FNP) nicht gewonnen werden kann. Für die Identifikation des optimalen Punktionsorts und die bildgestützte (Tru-cut-)Biopsie stellt die CT oder MRT den Referenzstandard dar.
Empfehlung für die Praxis
Bei unspezifischen Oberbauchschmerzen und schmerzlosem Ikterus kombiniert mit malignitätssuspektem Pankreasbefund in der Bildgebung, jedoch Mismatch bzgl. sekundärer Malignitätskriterien, sollte differenzialdiagnostisch auch eine AIP in Betracht gezogen werden. Nachdem die Diagnose nur zu einem Teil auf der Bildgebung beruht, muss sich auch der Radiologe der klinischen, serologischen und histologischen Variablen der AIP bewusst sein, um interdisziplinär die klinischen Kollegen u. U. in die Richtung einer AIP zu leiten. Nur so kann die hoch effiziente Steroidtherapie eingeleitet und evtl. ansonsten gravierende Therapien vermieden werden.