Erschienen in:
01.03.2004 | Leitthema
Der chronische Beckenschmerz und seine Komorbidität
verfasst von:
M. E. Beutel, W. Weidner, E. Brähler
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2004
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Zusammenfassung
Die Einführung der Diagnose des chronischen Beckenschmerzes trägt der Tatsache Rechnung, dass die sog. chronische Prostatitis ätiologisch noch ungeklärt ist und mit multiplen anderen körperlichen und psychischen Beschwerden einher geht. Diese Studie geht Anhand einer Repräsentativerhebung den Fragen nach, wie häufig ein chronisches Beckenschmerzsyndrom in der Bevölkerung ist, mit welchen sexuellen Störungen und körperlichen Beschwerden dies einher geht und wie diese Beschwerden mit dem Lebensalter assoziiert sind. Von den 770 befragten Männern erfüllten 60 (7,8%) die Kriterien des Beckenschmerzsyndroms. Dieses wurde mit dem validierten Gießener Prostatitissymptomscore erfasst. Störungen sexueller Funktionen (insbesondere Erektionsstörungen und Libidomangel) wurden weit häufiger von Männern mit Beckenschmerzen als von unauffälligen Männern berichtet. Die große Mehrzahl der Männer mit Beckenschmerzen beklagte weitere Schmerz- (v. a. Rücken-, Gelenk- und Gliederschmerzen) und Erschöpfungssymptome. Während sexuelle und körperliche Beschwerden bei den unauffälligen Männern mit dem Alter zunahmen, galt dies nicht für die symptomatischen Männer. Unsere Befunde unterstreichen, dass es sich bei dem chronischen Beckenschmerzsyndrom des Mannes um ein herausragendes Gesundheitsproblem im mittleren und höheren Lebensalter handelt. Die differenzierte Kenntnis der Komorbidität ist eine wichtige Grundlage zur Entwicklung neuer interdisziplinärer Ansätze zur Diagnostik und Therapie dieses bislang nur unbefriedigend behandelten chronischen Schmerzsyndroms.