Erschienen in:
01.04.2004 | Leitthema
Zum aktuellen Stand der Intersextherapie
verfasst von:
Prof. Dr. med. M. Westenfelder
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 4/2004
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Behandlung von Patienten mit Intersexualität ist anspruchsvoll. Sie erfordert Erfahrung und eine enge interdisziplinäre Kooperation. Vorraussetzungen für eine normale Entwicklung und klare Geschlechtsidentifikation sind eine korrekte, nicht notfallmäßige Diagnostik, eine adäquate Geschlechtszuweisung und eine suffiziente hormonelle und operative Therapie. Letztere sollte traumaarm, kosmetisch und funktionell befriedigend und früh (6.–15. Lebensmonat) erfolgen. Diese Voraussetzungen sind nicht überall gegeben. In 20–25% der Fälle resultieren diagnostische und therapeutische Fehlleistungen.
In erfahrenen Zentren wird die Feminisierung auch der schwersten Stadien einzeitig und von perineal aus durchgeführt, die Maskulinisierung entspricht der Hypospadiekorrektur. Das hohe Entartungsrisiko zwingt zur Entfernung nicht adäquater Strukturen wie Streakgonaden, Tuben und Uterus. Bei 5α-Reduktasemangel wird heute die frühzeitige Gonadektomie und Feminisierung wegen des späteren gynäophilen Verhaltens nicht mehr empfohlen. Eine Nicht- oder Spätoperation wird von Psychologen überwiegend abgelehnt. Viele Probleme sind mangels exakten Wissens ungeklärt und kontrovers. Sie können in Zukunft nur durch Kooperation, Dokumentation und Langzeitbeobachtungen gelöst werden.