Erschienen in:
01.12.2007 | Leitthema
Die einzeitige Korrektur skrotaler und perinealer Hypospadien
verfasst von:
Prof. Dr. M. Westenfelder, C. Möhring
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2007
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Zusammenfassung
Genitalfehlbildungen haben bei später und traumatischer Korrektur einen ungünstigen Einfluss auf die emotionale, psychosoziale und kognitive Entwicklung. Eine frühe und einzeitige Korrektur in einen kosmetisch und funktionell weitgehendst normalen Zustand ist daher wünschenswert. Bei den meisten Hypospadieformen lässt sich dies realisieren. Bei den seltenen (5–6%) schwersten Formen (skrotale und perineale Hypospadie) ist dies technisch sehr anspruchsvoll. Die dazu notwendige Erfahrung lässt sich kaum gewinnen, sodass die einzeitige Korrektur nur von wenigen praktiziert wird.
Ohne Erfahrung sind die Korrekturergebnisse meist unbefriedigend, sodass die Mehrzahl der Operateure die einzeitige Korrektur scheut und ein mehrzeitiges Vorgehen empfiehlt.
Um unsere Ergebnisse mit der einzeitigen Korrektur zu analysieren wurden insgesamt 100 von 163 bis 2006 operierter Fälle ausgewertet. Eine 1. Gruppe von 50 konsekutiv zwischen Februar 1996 und Juni 2001 operierter Fälle ergab eine Komplikations-/Nachoperationsquote von 22% (11 Fälle). Bei 42 Fällen war ein Tubus verwendet worden. Die 11 Kinder mussten noch insgesamt 18-mal operiert werden. Letztlich wurden 39 einzeitig (78%), 4 zweizeitig und 7 dreizeitig operiert.
Eine 2. Gruppe von 50 weiteren zwischen 2003 und 2006 ebenfalls konsekutiv operierten Fällen ergab eine Nachoperationsquote von 12% (6 Fälle). Bei einem der 6 Fälle war wegen Hautmangels ein einzeitiges Vorgehen unmöglich. Bei 45 Fällen wurde ein Mundschleimhauttubus verwendet. Demnach wurden 44 einzeitig (88%) und 6 zweizeitig und keines dreizeitig korrigiert. In der 2. Gruppe traten – vermutlich durch die zunehmende Erfahrung des Operateurs – signifikant seltener Komplikationen auf als in der 1. Gruppe.
Alle Strikturen entwickelten sich im Bereich der Glans. In keinem Fall kam es zur Abstoßung der Mundschleimhaut oder zur Entwicklung einer Striktur zwischen Urethra und Neourethratubus, die zuverlässig durch die Verbindung mit einem Onlay auf die zurückversetzte Urethralplatte verhindert wurde.
Keiner der 100 Fälle wurde zum Hypospadiekrüppel, alle wurden letztlich befriedigend korrigiert. Dies bedeutet einmal, dass sich die einzeitige Korrektur mit zunehmender Erfahrung zunehmend sicherer realisieren lässt. Dies ist keine Aufforderung zur einzeitigen Korrektur, sondern soll ein Appell sein, diese schwersten Hypospadieformen nur sehr erfahrenen Zentren zur Korrektur zu überlassen, damit dort die Erfahrung zunimmt und die Ergebnisse zuverlässiger werden.