Erschienen in:
01.04.2012 | Leitthema
Ureterimplantationsstenose und symptomatischer Reflux
Diagnostik und Therapie
verfasst von:
PD Dr. C. Hampel, C. Thomas, J.W. Thüroff, F. Roos
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 4/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Ureterimplantationsstenose und symptomatischer Reflux gehören zu den schwerwiegendsten Komplikationen sämtlicher Harnableitungsformen. Wegen der zahlreichen Varianten der Ureterimplantationstechnik und unterschiedlicher operativer Expertise schwanken die Prävalenzen regional und im Laufe der Zeit. Antirefluxive Implantationstechniken scheinen für Implantationsstenosen anfälliger zu sein, ein divergierender Verlust an Nierenfunktion in Abhängigkeit von der Ureteroenterostomietechnik ist jedoch nicht nachweisbar. Ein Viertel der obstruktiven renalen Einheiten geht trotz engmaschiger Kontrollen verloren, die Rate offener Revisionen und Reimplantationen stenosierter Harnleiter liegt bei ≥30%.
Die Implantationsstenose kann zu einem schleichenden und asymptomatischen Verlust an Nierenfunktion führen, zumal die Sonographie als rein morphologisches Nachbeobachtungsinstrument diesbezüglich ebenso unzuverlässig wie die Serumkreatininbestimmung ist und Arzt wie Patient gleichermaßen in trügerischer Sicherheit wiegt. DMSA-Szintigraphie und retrograde Kontrastmitteldarstellungen der Harnableitung (Conduitogramm, Pouchogramm) sind die sensitivsten Untersuchungsmittel zur Evaluation evtl. refluxbedingter pyelonephritischer Parenchymschäden, während MAG3-Szintigraphie und antegrade Funktionsprüfungen (Nephrostogramm, Nierenbeckendruckmessung) eine relevante Obstruktion des Harnleiters aufdecken können. Implantationsengen treten in der Regel in den ersten zwei Jahren nach einer Harnableitung auf, später sich entwickelnde Stenosen müssen an ein Malignomrezidiv oder eine kompressive Metastasierung denken lassen.
Therapeutisch stehen minimal-invasive Verfahren wie Ureterschlitzungen oder Ballondilatationen neben der Dauerschienung oder Nephrostomieeinlage zur Verfügung. Die technische Komplexität offen-chirurgischer Harnleiterreimplantationen sollte keine abschreckende Wirkung haben, vielmehr sollte die Ureteroenteroneostomie – bei gegebener Operabilität – in jedem Fall den anderen Therapieoptionen vorgezogen werden, da sie das zugrundeliegende Problem nachhaltig beseitigt und die ohnehin eingeschränkte Lebensqualität des Harnableitungspatienten weitest möglich wiederherstellt.