Erschienen in:
01.04.2012 | Leitthema
Sekundärmalignome in Harnableitungen
verfasst von:
Prof. Dr. T. Kälble, I. Hofmann, J.W. Thüroff, R. Stein, R. Hautmann, H. Riedmiller, D. Vergho, L. Hertle, C. Wülfing, M. Truß, S. Roth, F.C. von Rundstedt, P. Albers, J. Gschwend, K. Herkommer, U. Humke, M. Spahn, P. Bader, J. Steffens, R. Harzmann, C.G. Stief, A. Karl, S.C. Müller, M. Waldner, J. Noldus, K. Kleinschmidt, P. Alken, B. Kopper, M. Fisch, A. Lampel, A. Stenzel, J. Fichtner, B. Flath, H. Rübben, K.P. Juenemann, S. Hautmann, A. Knipper, D. Leusmann, W. Strohmaier, W.F. Thon, S. Miller, K. Weingärtner, A. Schilling, H. Piechota, J.E. Becht, H. Schwaibold, P. Bub, S. Conrad, U. Wenderoth, W. Merkle, W. Rösch, T. Otto, B. Ulshöfer, M. Westenfelder
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Im Gegensatz zur Ureterosigmoideostomie existieren keine verlässlichen klinischen Daten über das Tumorrisiko in den verschiedenen Formen der Harnableitung unter Verwendung isolierter Darmsegmente.
In 44 urologischen Hauptabteilungen in Deutschland konnten Operationszahlen, die Operationsindikationen, Patientenalter und Operationsdaten der verschiedenen Formen der Harnableitung erfasst werden, die zwischen 1970 und 2007 operiert wurden. Ebenso wurden die bis 2009 aufgetretenen sekundären Tumoren in diesen Harnableitungen registriert und unter Bezug auf diese Operationszahlen die Tumorprävalenzen in den verschiedenen Harnableitungen ermittelt.
In 17.758 Harnableitungen wurden insgesamt 32 sekundäre Tumoren beobachtet. Das Tumorrisiko in Ureterosigmoideostomien (22-fach) und Zystoplastiken (13-fach) ist signifikant höher als in allen anderen kontinenten Formen der Harnableitung wie Neoblasen und Pouches (p <0,0001). Zwischen Ureterosigmoideostomien und Zystoplastiken besteht kein signifikanter Unterschied (p=0,46). Der Unterschied zwischen Ileozäkalpouches (0,14%) und Ileumneoblasen (0,05%; p=0,46) ist ebenso nicht signifikant. Das Tumorrisiko in ileozäkalen (1,26%) bzw. kolonischen Ersatzblasen (1,43%) ist jedoch signifikant höher (p=0,0001) als in Ileumneoblasen (0,05%). 15/16 (94%) der Tumoren nach Ureterosigmoideostomie entstanden direkt an der ureterokolonischen Grenzfläche im Gegensatz zu nur 50% nach Harnableitung unter Verwendung von isolierten Darmsegmenten.
Spätestens ab dem 5. postoperativen Jahr sind regelmäßige endoskopische Kontrollen nach Ureterosigmoideostomie, Zystoplastiken und orthotopen Ersatzblasen unter Verwendung von Dickdarm/Ileozäkalregion notwendig, bei Ileozäkalpouches zumindest bei Vorliegen von Symptomen oder routinemäßig in größeren Abständen. Nach Neoblasen und Conduits sind Urethroskopien zum Ausschluss eines urethralen Rezidivs ausreichend.