Erschienen in:
01.07.2013 | Originalien
Versorgungsstandard bei neu diagnostiziertem Blasenkarzinom
Eine prospektive Erhebung in Norddeutschland
verfasst von:
Dr. C. Reek, M. Rink, M. Bloch, J. Hansen, F.K. Chun, A. Schneider, J. Busche, M. Fisch
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 7/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ziel der Studie war es, sektorübergreifend den Versorgungsstandard von Patienten mit neu diagnostizierten Blasenkarzinomen in Norddeutschland mit Schwerpunkt Hamburg zu untersuchen.
Material und Methoden
Vom 01.01.–31.12.2010 wurden prospektiv die epidemiologischen, klinischen und pathologischen Daten sowie ein 3-Monats-Follow-up nach definitiver operativer Therapie von 401 neu diagnostizierten Blasenkarzinompatienten mit einem standardisierten Fragebogen von niedergelassenen Urologen erfasst.
Ergebnisse
Für 359 Patienten lagen vollständige Datensätze zur Auswertung vor, nur diese Patienten wurden für die weiteren Auswertungen berücksichtigt. Im Rahmen der transurethralen Resektion der Harnblase (TURB) wurde bei 78 Patienten (21,7 %) eine photodynamische Diagnostik (PDD) durchgeführt. Die Histologie ergab PUNLMP („papillary urothelial neoplasia of low malignant potential“) in 8 (2,2 %), pTa- in 202 (56,3 %), pTis- in 7 (1,9 %), pT1- in 88 (24,5 %) und ≥ pT2-Blasenkarzinome in 54 (15 %) Fällen. Multiple Tumore wurden bei 107 Patienten (29,8 %) beobachtet, ein begleitendes Carcinoma is situ lag bei 12 Patienten (3,3 %) vor. Eine Restaging-TURB wurde bei 130 Patienten (36,8 %) im Median 45 Tage nach Erstresektion durchgeführt. Bei 79 Patienten (60,8 %) wurde residuales Tumorgewebe diagnostiziert. Eine unmittelbare postoperative Chemotherapieinstillation erhielten 152 Patienten (42,3 %), eine adjuvante Erhaltungstherapie wurde bei 142 Patienten [39,6 %; Mitomycin 29,2 % vs. Bacillus Calmette-Guérin (BCG) 10,4 %] durchgeführt. Die TURB-Nachresektion wurde signifikant häufiger bei fortgeschrittenem Tumorstadium und Grading (beide p < 0,001), jedoch nicht bei Multifokalität (p = 0,2) durchgeführt. Die Durchführung einer perioperativen Instillationstherapie war signifikant mit Tumormultifokalität (p = 0,008), fortgeschrittenem Tumorstadium und Grading (beide p < 0,001) assoziiert. Patienten mit niedrigerem Tumorstadium (p < 0,001) und Grading (p = 0,001), Re-TURB (p = 0,009) und Rezidivprophylaxe (p < 0,001) zeigten seltener Frührezidive.
Schlussfolgerungen
Die aktuelle Studie bildet die Versorgungssituation von Patienten mit neu diagnostizierten Blasenkarzinomen in Norddeutschland mit Schwerpunkt Hamburg ab. Auffällig in dem untersuchten Einzugsgebiet ist ein geringer Einsatz photodynamischer Diagnostik. Daneben fiel ein hoher Anteil von Resttumorgewebe in der Nachresektion auf. Eine unmittelbar postoperative Chemoinstillation und die Rezidivprophylxe im Verlauf wurden in lediglich knapp 40 % der Patienten eingesetzt. Eine Bewertung hinsichtlich der onkologischen Sorgfalt ist erst bei Vorliegen eines längeren Follow-up möglich.