Erschienen in:
01.12.2007 | Leitthema
Sterbebegleitung und Sterbehilfe
Medizinethische Aspekte
verfasst von:
PD Dr. med. Dr. phil. F. Oduncu, M.A., E.M.B.
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 12/2007
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Zusammenfassung
Aufgrund veränderter Familienstrukturen und zunehmender Individualisierung sterben heute mehr als 80% der Menschen in Krankenhäusern, fernab vom vertrauten Zuhause und einer persönlichen Sterbebegleitung durch die nächsten Angehörigen. Immer mehr Menschen empfinden dieses entpersonalisierte, institutionalisierte Sterben als Fremdbestimmung über ihre letzte Lebensphase, als soziale Isolation und Verlust ihrer Würde. So wird vielerorts dieses gesamtgesellschaftliche Anliegen auf eine Debatte der Sterbehilfe fokussiert und reduziert. Anhand der Darstellung und Analyse der legalisierten ärztlichen Praxis der Euthanasie (synonym: aktive Sterbehilfe, Tötung auf Verlangen) in Holland werden die Probleme und Risiken einer solchen Praxis erörtert. Die medizinethische Bewertung der Sterbehilfepraxis zeigt, dass die mit dem fundamentalen Grundsatz der Autonomie begründete idealisierte „Freiheit zum Tod“ zunehmend zu einer Bedrohung des Lebens und damit zu einer „Unfreiheit zum Leben“ pervertiert wird. In der Bilanz resultiert ein moralisches Paradox: Während die initial schwache Position des Patienten, die Anlass der Euthanasiebewegung war, weiter geschwächt wird, wird die initial starke Position des Arztes weiter gestärkt.