Erschienen in:
01.04.2004 | Leitthema
Prinzipien chirurgischer Therapiekonzepte der postoperativen und chronischen Osteomyelitis
verfasst von:
Dr. F. Kutscha-Lissberg, U. Hebler, T. Kälicke, S. Arens
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 4/2004
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Zusammenfassung
Die postoperative Infektion des Knochens stellt sowohl in ihrer akuten als auch in der chronischen Verlaufsform eine der schwersten Komplikationen orthopädischer und unfallchirurgischer Operationen dar. Die Therapie beinhaltet nicht nur eine aufwendige bildgebende und mikrobiologische Diagnostik und aufwendige chirurgische Interventionen sondern auch eine intensive physikalische Therapie. Trotz des beträchtlichen Aufwands gelingt es nicht immer die Chronifizierung der Entzündung zu verhindern respektive eine definitive Infektsanierung zu gewährleisten. Zusätzlich sind die chronischen Knocheninfekte nahezu immer mit weiteren funktionellen Einschränkungen, wie limitierte Gelenkbeweglichkeit, neurologische Defizite und Schmerzen verbunden. Bei akuten postoperativen Infekten ist deshalb ein konsequentes chirurgisches Vorgehen besonders wichtig, um die Chronifizierung zu verhindern. Die Prinzipien bestehen in der Dekontamination durch Nekrosektomie und Spülung. Isolierte epifasziale Revisionen eines Operationsgebietes sind ebenso unzureichend, wie eine fehlende schichtübergreifende Wundrandexzision.
Bei den chronischen Infekten muss zur definitiven Sanierung ein radikales Knochen- und Weichteildébridement erfolgen. Die Wiederherstellung des Weichteilmantels erfolgt entweder durch lokalen oder freien Gewebetransfer. Muskel(haut)lappenplastiken werden bevorzugt, da die Keimresistenz durch die „Luxusperfusion“ größer ist als bei fasziokutanen Transplantaten. Die knöcherne Rekonstruktion erfolgt durch Spongiosaplastik (partielle Defekte), Segmenttransport (Kontinuitätsdefekte) oder freie, gefäßgestielte Knochen(muskel)transplantation (große partielle Defekte).
Die in der Regel für die Patienten sehr aufwendigen Rekonstruktionsmaßnahmen, müssen vor Therapiebeginn im Detail besprochen werden. Übersteigt das notwendige Resektionsausmaß die Rekonstruktionsmöglichkeiten, müssen die Therapiealternativen Wiederherstellung der Funktion bei persistierender Entzündung, symptomatische infektberuhigende Therapie und Amputation mit dem Patienten besprochen werden. Da jedes Therapiekonzept aus mehreren unverzichtbaren Pfeilern besteht, ist eine enge und gute Kommunikation und Kooperation zwischen Chirurgen, plastischen Chirurgen, Radiologen und Mikrobiologen eine Grundvoraussetzung.