Erschienen in:
01.10.2010 | Leitthema
Infektionsmanagement bei Megaimplantaten
verfasst von:
Prof. Dr. R. Ascherl
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 10/2010
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Zusammenfassung
Nicht nur bei posttraumatischen Zuständen oder primären wie sekundären Knochentumoren steigen Bedarf und Implantationszahlen von Megaprothesen, vielmehr verlangen die immer größeren Defekte in der Revisionsendoprothetik den immer häufigeren Einsatz von Megaimplantaten. Grunderkrankung, Medikation, Alter und Eingriffe begünstigen das Infektionsrisiko, welches bei Megaprothesen in der Größenordnung von >10% anzusetzen ist. Nicht zuletzt tragen auch Größe, Oberfläche und Design der Implantate zur Infektgefährdung bei.
Jährlich behandeln wir >45 Patienten mit periprothetischen Infektionen von Mega- und großen Wechselimplantaten, leider sind multiresistente Keime auf dem Vormarsch – MRSA eher MRSE stellen dabei eine besondere Rezidivgefahr (19%) dar. Die Wechselstrategie bleibt vorzugsweise zwei- oder mehrstufig; die zwischenzeitliche Stabilisierung kann extern mit Fixateuren oder Orthesen bzw. intern mit Spacern (PMMA, Interimprothesen) erfolgen. Eine Prophylaxe des Infektrezidivs besteht in antiinfektiösen Oberflächenbeschichtungen (Silber), lokalen Antibiotikaträgern (Kollagen, PMMA) und v. a. in einer konsequenten Weichteildeckung (lokale Muskellappen) und in der radikalen Behandlung der Osteitis. Amputationen sind nicht sicher zu vermeiden, im Kniebereich liegt unsere Amputationsrate nach Infektionen von Megaimplantaten bei 5%.
Eingriffe bei Infektionen nach Megaendoprothesen werden zunehmen. Medizinische, pflegerische, logistische, technologische und finanzielle Belastungen für Patienten, Operateure, Kliniken und Versicherungen werden steigen!