Erschienen in:
01.04.2012 | Originalien
Komorbidität im Patientenurteil – geht das?
Validität eines Instruments zur Selbsteinschätzung der Komorbidität (SCQ-D)
verfasst von:
Dr. M. Streibelt, C. Schmidt, M. Brünger, K. Spyra
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Um den ärztlichen Aufwand für die Messung von Komorbidität, einem relevanten Faktor für verschiedene Outcomemaße, zu minimieren, steht der Self-Administered Comorbidity Questionnaire (SCQ) für die Patientenselbsteinschätzung zur Verfügung. Nach erfolgreicher inhaltlicher und testtheoretischer Überprüfung der englischsprachigen Originalversion fehlte bislang die Validierung einer deutschen Übersetzung (SCQ-D).
Für eine Stichprobe von 218 Patienten mit Gon- oder Koxarthrose (Altersdurchschnitt 71,5 Jahre) wurden Daten zu 5 Messzeitpunkten (Akutkrankenhaus, Rehabilitationsbeginn und -ende sowie 4 Monate und ein Jahr postoperativ) durch den Arzt bzw. schriftliche Patientenbefragung erhoben. Zur Auswertung der Übereinstimmung der Komorbiditäten im Vergleich zum Charlson Comorbidity Index (CCI) wurden Summenindizes des SCQ-D für „Probleme“ bzw. „Behandlung“ gebildet und Korrelations- sowie κ-Koeffizienten berechnet. Die Bewertung der prädiktiven Validität hinsichtlich des mittels WOMAC (The Western Ontario and McMaster Universities Arthritis Index) operationalisierten Behandlungsergebnisses und der postoperativen Ein-Jahres-Krankenhausinanspruchnahme erfolgte über die Schätzung von hierarchischen Mehrebenenmodellen.
Die Selbsteinschätzung nach SCQ-D war für beide Summenindizes mit r=0,49 (Probleme) bzw. r=0,48 (Behandlung) gut mit dem Arzturteil nach CCI korreliert, wies allerdings für einzelne Erkrankungen deutliche Unterschiede in den Beurteilungen auf. Die mittels SCQ-D gemessene Komorbidität erwies sich als relevanter Prädiktor für die Krankenhausinanspruchnahme und das Behandlungsergebnis.
Der SCQ-D stellt als patientenseitiges Selbstbeurteilungsinstrument für Art und Umfang von Komorbiditäten eine valide und insbesondere für große Studien ressourcenschonende Alternative zu etablierten ärztlichen Instrumenten dar.