Erschienen in:
01.12.2015 | Leitthema
Pathophysiologie der implantatassoziierten Infektion
Vom Biofilm zur Osteolyse und septischen Lockerung
verfasst von:
Prof. Dr. C. Wagner, G.M. Hänsch
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Biofilmbildung ist der entscheidende Faktor in der Pathogenese der implantatassoziierten Infektion. Staphylokokken-Spezies sind die häufigsten Erreger; sie gehören als Opportunisten zur physiologischen Hautflora. Initialer Schritt der Biofilmbildung ist die Adhäsion der Bakterien; die Besiedlung erfolgt bevorzugt auf Fremdoberflächen. Der Biofilm stellt als interaktive symbiotische „Wohngemeinschaft“ eine effiziente Überlebensstrategie der Bakterien dar. Bei klinischer Infektion induziert der Biofilm eine lokale Immunantwort mit Infiltration phagozytotischer Abwehrzellen. Das proinflammatorische Mikromilieu verursacht über eine Stimulierung der Osteoklastogenese eine lokale Osteolyse und damit letztendlich die septische Lockerung des Implantats. Entsprechend der Biofilmtheorie wird ein implantaterhaltendes Vorgehen nur beim Frühinfekt mit stabilem Implantat empfohlen; bei allen später auftretenden Infekten bzw. bei Lockerungszeichen sollte eine Entfernung des Implantats erfolgen. Bisherige Antibiofilmtherapien zeigen nur eingeschränkte Erfolge, sodass sich die aktuelle Forschung auf die Prävention der Infektion, insbesondere auf die Modifikation der Implantatoberflächen, konzentriert. Zur Entwicklung innovativer interdisziplinärer Therapie- und Präventionsstrategien sind Grundkenntnisse der Pathophysiologie unabdingbare Voraussetzung; es werden daher wesentliche Aspekte der Biofilmbildung, ihre Folgen sowie ihre Bedeutung für Therapie und Prävention dargestellt und diskutiert.