Erschienen in:
01.06.2016 | Hüftdysplasie | Originalien
Periazetabuläre Osteotomie nach Ganz
Indikationen, Technik und Ergebnisse 30 Jahre nach Erstbeschreibung
verfasst von:
T. D. Lerch, S. D. Steppacher, E. F. Liechti, K. A. Siebenrock, Prof. Dr. M. Tannast
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 8/2016
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Zusammenfassung
Die Berner periazetabuläre Osteotomie (PAO) nach Ganz ist eine Operationstechnik zur Behandlung der (1) Hüftdysplasie und des (2) femoroazetabulären Impingements bei einer ausgeprägten azetabulären Retroversion mit dem Ziel, eine sekundäre Coxarthrose zu verhindern oder zumindest herauszuzögern. Im Unterschied zu anderen Beckenosteotomien bleibt der hintere Pfeiler intakt, was die primäre Stabilität der Reorientierung erhöht und den Geburtskanal nicht verändert. Über eine geschwungene verkürzte ilioinguinale Inzision werden vier Osteotomien und eine kontrollierte Fraktur durchgeführt, was eine Reorientierung des Azetabulums mit großem Freiheitsgrad erlaubt. Während die Sequenz der Osteotomien für beide Indikationen identisch ist, unterscheidet sich aber die Reorientierung des Azetabulums. Der Zugang gestattet zudem eine anteriore Kapsulotomie mit femoraler Offset-Korrektur. Obwohl die Operation technisch anspruchsvoll ist, ist die Komplikationsrate verhältnismäßig klein. Der Schlüssel für ein erfolgreiches Langzeitergebnis liegt in der optimalen Reorientierung des Azetabulums bei beiden Indikationen. Klinisch kann mit einer guten azetabulären Einstellung in 80–90 % der Fälle ein gutes bis sehr gutes Resultat nach 10 Jahren erzielt werden. Die kumulative Überlebensrate der weltweit ersten Hüften 20 Jahre nach PAO liegt bei 60 %. Die vorläufige Evaluation derselben Serie nach 30 Jahren zeigt eine Überlebensrate von etwa 30 %. Die PAO hat sich zu einer standardisierten Therapie der Hüftdysplasie bei Adoleszenten und Erwachsenen etabliert.