Erschienen in:
01.06.2016 | Skoliose | Leitthema
Die wachsende Wirbelsäule
Normale Entwicklung und Entwicklungsstörung
verfasst von:
Prof. Dr. R. Stücker
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Das Wachstum der kindlichen Wirbelsäule verläuft in Phasen. Die ersten 5 Lebensjahre sind durch ein rasches Wachstum charakterisiert. Untere Extremitäten und Rumpf tragen jeweils zu 50 % zum Gesamtwachstum bei. In den folgenden Jahren bis zum Einsetzen der Pubertät besteht ein gleichmäßiges, deutlich reduziertes Wirbelsäulenwachstum. In dieser Zeit besteht ein jährliches Wachstum von T1 bis S1 von lediglich 1 cm pro Jahr und die Wirbelsäule trägt nur ein Drittel zum Gesamtwachstum bei. Die Pubertät besteht aus einer Akzelerationsphase, die 2 Jahre dauert. Im ersten Jahr dieser Phase ist ein maximales Wachstum der Extremitäten, im zweiten Jahr ein Wachstumspeak der Wirbelsäule zu beobachten. Die nachfolgende Dezelerationsphase der Pubertät dauert 3 Jahre. In diese Zeit fallen das Auftreten des Risser-Zeichens, die Menarche und der Verschluss der Trochanterapophyse. Als klinische Maßeinheiten zur Beurteilung des Wachstums können die Steh- und Sitzgröße sowie die Armspanne angewendet werden. Ein wichtiger radiologischer Parameter ist neben der Bestimmung des Risser Zeichens und des Skelettalters nach Greulich und Pyle die T1-T12-Höhe. Die Anwendung der Olekranon-Methode in der Akzelerationsphase der Pubertät ist zu empfehlen. Entwicklungsstörungen der Wirbelsäule können in Malformationen, Störungen der Entwicklung und Deformierungen eingeteilt werden. Je nach Ausprägung haben sie unterschiedliche Prognosen, die anhand des noch vorliegenden Restwachstums und durch die Kenntnisse des Wachstumsverlaufs im Kindesalter i. d. R. weitgehend exakt bewertet werden können.