Erschienen in:
01.08.2005 | Kasuistik
Rechtsmedizin, Anthropologie und Archäologie
Ein „vermisstes“ Mädchen entpuppt sich als über 2700 Jahre alte Moorleiche
verfasst von:
Prof. K. Püschel, A. Bauerochse, A. Fuhrmann, S. Hummel, E. Jopp, A. Kettner, U. Lockemann, A. Metzler, D. Schmid, K.-D. Schmidt
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 4/2005
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Zusammenfassung
Im Jahr 2000 wurde im Großen Uchter Moor (NW-Niedersachsen) ein fragmentierter Leichnam aufgefunden. Anthropologische und odontologische Befunde sprachen für das Skelett einer jungen Frau (16–20 Jahre alt). Morphologische Befunde ergaben Übereinstimmungen zu einer ungeklärten Vermisstensache aus dem Jahr 1969 in dieser Region. Fragmentierte mitochondriale DNS war noch nachweisbar; der Abgleich mit der Mutter der vermissten Person ergab jedoch keine Übereinstimmung. Anfang 2005 wurde in unmittelbarer Nähe der ersten Leichenfundstelle bei Torfarbeiten eine vollständig erhaltene Hand aufgefunden. Zur Klärung einer archäologischen Relevanz wurde von der Polizei jetzt das Landesamt für Denkmalpflege in Hannover kontaktiert. Eine erste Begehung im Gelände erbrachte, dass die Leichenfundstelle im gewachsenen Hochmoortorf lag; die Radiokarbondatierung einiger Knochenteile ergab dann eine Leichenliegezeit von etwa 2700 Jahren (Eisenzeit). — Der ungewöhnliche Fall zeigt einmal mehr die Notwendigkeit einer frühzeitigen interdisziplinären Kooperation zwischen Rechtsmedizin, Anthropologie und Archäologie bei Funden von Leichen bzw. Leichenteilen mit mutmaßlich längerer Liegezeit.