Erschienen in:
01.12.2010 | Leitthema
Proximale Tibiaepiphyse im Magnetresonanztomogramm
Neue Möglichkeit zur Altersbestimmung bei Lebenden?
verfasst von:
E. Jopp, M.A., I. Schröder, R. Maas, G. Adam, K. Püschel
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Altersbestimmung bei Lebenden außerhalb des Strafverfahrens (z. B. im Asylverfahren) wird aufgrund rechtlicher Bestimmungen bislang freiwillig mithilfe der körperlichen Inspektion der sexuellen Reifezeichen und der Beurteilung des Zahnstatus (ohne Röntgen) durchgeführt. Insbesondere erstere Methode ist aufgrund der großen Variabilität während der individuellen Entwicklung für eine Einschätzung des Lebensalters problematisch.
Probanden und Methode
Von 41 jungen Männern (15 bis 19 Jahre) aus Hamburg und Schleswig-Holstein wurden Magnetresonanztomogramme (MRT) der rechten proximalen Tibiaepiphyse angefertigt. Je nach Reifegrad der Epiphyse wurden die Aufnahmen in 3 Kategorien (I: offen, II: zentral geschlossen, III: geschlossen) eingeteilt.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die proximale Tibiaepiphyse bei jungen Männern im Alter von 15 Jahren aktiv verknöchert. Mit Vollendung des 16. Lebensjahrs ist dieser Prozess in den meisten Fällen abgeschlossen.
Schlussfolgerung
Sollten sich diese Ergebnisse nach sorgfältiger Validierung bestätigen, eröffnet sich hier die Möglichkeit, eine Methode zu entwickeln, die eine nichtinvasive, bildgebende Altersbestimmung bei Lebenden (z. B. im Asylverfahren) ohne Strahlenbelastung zulässt. Diese könnte das zur Verfügung stehende Methodenspektrum – auch für die Altersbestimmung Lebender im Strafverfahren – sinnvoll ergänzen.