Erschienen in:
01.02.2011 | Leitthema
Rechtliche Aspekte der forensischen Altersdiagnostik
verfasst von:
PD Dr. med. Dr. med. habil. Assessor M. Parzeller
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 1/2011
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Zusammenfassung
Das tatsächliche Alter eines Menschen spielt in den unterschiedlichsten Rechtsgebieten, wie dem Zuwanderungsrecht, dem Strafrecht, dem Zivilrecht, dem Sozialrecht etc., eine verfahrenserhebliche Rolle. Aufgrund des Alters eines Menschen können gesetzliche Schutzfunktionen, z. B. Anwendung von Jugendstrafrecht, bestehen oder Ansprüche auf staatliche Leistungen begründet sein. Leistungsbegehren können abgelehnt werden, wenn diese Leistungen nur einer bestimmten Altersgruppe (z. B. Minderjährigen) zugutekommen sollen. Wenn das Lebensalter nicht zweifelsfrei feststeht, stellt sich die Frage, inwieweit eine forensische Altersdiagnostik diesbezüglich zur Problemlösung beitragen kann. Aufgrund der angewandten Methoden bei der forensischen Altersdiagnostik, wie z. B. des Einsatzes radiologischer Verfahren, werden juristische Einwände gegen die forensische Altersdiagnostik insbesondere bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen erhoben. Teilweise unklare gesetzliche Vorgaben, widersprüchliche Rechtsprechung sowie einseitige und unsachliche Ausführungen in der Laienpresse und von Ärzteorganisationen tragen nicht zur Rechtssicherheit für den untersuchenden Sachverständigen bei. Unter Berücksichtigung aktueller Rechtsprechung und Literatur wird der gegenwärtige Stand der Diskussion verdeutlicht und erfolgt eine Darstellung einschlägiger Ermächtigungsgrundlagen im Kontext der Röntgenverordnung, die bei der forensischen Altersdiagnostik relevant sein können.